Der DAX hat am Donnerstag auch ohne die erhofften Impulse durch das Zahlenwerkt des US-Chipriesen Nvidia ein Rekordhoch erreicht. Die Nvidia-Aktie ausgenommen, waren Technologiewerte auf beiden Seiten des Atlantiks dennoch gefragt. Zusätzlichen Rückenwind lieferten deutsche Inflationszahlen, die die Erwartung weiterer Leitzinssenkungen durch die EZB untermauerten.
Der DAX schaffte es erstmals in seiner Geschichte über die Marke von 18.900 Punkten. Am Ende kam der deutsche Leitindex mit 18.912,57 Zählern auf ein Plus von 0,69 Prozent. Damit hat er in den letzten 18 Handelstagen an 16 Tagen Gewinne erzielt und in diesem Jahr fast 13 Prozent zugelegt. Der MDAX zeigte sich am Donnerstag noch etwas schwungvoller mit einem Anstieg um 1,17 Prozent auf 25.508,74 Punkte.
In Zeiten des Künstliche-Intelligenz-Booms enttäuschten die Zahlen von Nvidia zwar nicht, mit dem Gesamtpaket der Neuigkeiten zollte der Chipkonzern aber den extrem hohen Erwartungen Tribut. Laut dem Chefvolkswirt Michael Heise von HQ Trust erreichten die deutschen Verbraucherpreise derweil die „Komfortzone der Europäischen Zentralbank“. Die NordLB sieht daher „grünes Licht“ für eine bereits von Anlegern erwartete Senkung ihres Leitzinses im September.
Technologiewerte trotzten auf beiden Seiten des Atlantiks der Tatsache, dass die Nvidia-Aktien in New York um zuletzt 3,5 Prozent fielen. Von der generell guten Laune im Sektor profitierten im DAX die Infineon-Papiere mit einem Anstieg um 1,6 Prozent. Branchenintern getoppt wurden sie noch von SAP mit gut zwei Prozent Kursplus. Im Softwaresektor prägte auch ein angehobener Ausblick des US-Branchenkollegen Salesforce das Bild.
Auch Ausrüsterwerte der Chipindustrie wurden mit angetrieben: Aktien des Anlagenbauers Aixtron zogen im MDAX um fast vier Prozent an und im SDAX folgten dem Süss Microtec und PVA Tepla um bis zu plus 8,5 Prozent.
Zudem fielen zwei Aktien mit prozentual zweistelligen Kursgewinnen auf. Delivery Hero legte an der MDAX-Spitze um mehr als zwölf Prozent zu. Dies sei eine angemessene Reaktion auf gute Ergebnisse für das zweite Quartal, eine bestätigte Jahresprognose und erfreuliche Aussagen zum Korea-Geschäft, urteilte Analyst Giles Thorne von Jefferies Research. Über allem stehe als Kurstreiber aber die Nachricht, dass der Essenlieferdienst einen Börsengang der Marke Talabat erwäge, die im Nahen Osten und in Nordafrika schwungvolles Wachstum verzeichne.
An der SDAX-Spitze zogen die Titel von Schott Pharma um mehr als elf Prozent an und halfen damit auch dem Konkurrenten Gerresheimer, dessen Aktien im MDAX 7,5 Prozent gewannen. Die Anleger feierten hier eine höhere Umsatzprognose von Schott für das Gesamtjahr. Ein Experte lobte die Ergebnisse des Verpackungsherstellers für die Pharmabranche, insbesondere das margenstarke Geschäft mit individuell auf Bedürfnisse zugeschnittenen High-Value-Lösungen.
Mit Material von dpa-AFX.