Der deutsche Aktienmarkt hat am Dienstag letztlich an seine zu Wochenbeginn erzielten Gewinne angeknüpft. Nachdem die Stimmung zunächst lange Zeit getrübt war, sorgte die freundliche Eröffnung der US-Börsen für gute Laune. Der DAX schloss 0,94 Prozent höher bei 13.053 Punkten. Der MDAX der mittelgroßen Werte zog um 2,43 Prozent auf 23.807 Punkte an.
An der Wall Street kamen die Quartalsberichte großer Konzerne bei den Anlegern überwiegend gut an. Schwache Konjunkturdaten aus den USA hatten zudem am Nachmittag die Hoffnung keimen lassen, dass die US-Notenbank Fed künftig ihre Leitzinsen weniger stark anheben wird. Dies trieb die Kurse dies- und jenseits des Atlantiks. Hierzulande rücke zudem die Hoffnung auf einen milden Winter in Kombination mit gut gefüllten Gasspeichern die drohende Energiekrise als einer der Hauptbelastungsfaktoren der vergangenen Wochen in den Hintergrund, so Marktanalyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets.
Das Ifo-Geschäftsklima für Deutschland dagegen hatte kaum Auswirkungen auf den Aktienmarkt. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft verschlechterte sich im Oktober nur leicht. „Die Nervosität vor der Leitzinsentscheidung der Europäischen Zentralbank am Donnerstag indes bleibt groß“, kommentierte Marktexperte Andreas Lipkow.
SAP zieht an
Die Aktien von SAP zogen unter den besten Werten im DAX um 6,5 Prozent an. Europas größter Softwarehersteller bekam Unterstützung vom schwachen Euro und kam nicht zuletzt deshalb besser durch das schwierige dritte Quartal als von Experten befürchtet. Analysten lobten vor allem das starke Geschäft mit Mietsoftware über das Internet.
Drei große Verlierer
Der Kunststoffkonzern Covestro dagegen hatte mit seinem operativen Ergebnis die Schätzungen verfehlt und zudem den Ergebnisausblick am oberen Ende gesenkt, wie Jefferies-Analyst Chris Counihan monierte. Die Papiere büßten am DAX-Ende 3,7 Prozent ein.
Die Anteilscheine von Adidas fielen um mehr als drei Prozent. Nach antisemitischen Äußerungen von Kanye West hatte der Sportartikel- und Kleidungshersteller die Zusammenarbeit mit dem US-Rapper beendet. Die Zusammenarbeit war für die Franken ein einträglicher Teil des Geschäfts, die Auflösung trifft Adidas wirtschaftlich empfindlich.
Für die Aktien von Linde ging es um dreieinhalb Prozent nach unten. Als Belastung erwies sich der geplante Abschied von der Börse in Frankfurt. Die Struktur der doppelten Börsennotierung in Frankfurt und New York nach der Fusion mit dem US-Konkurrenten Praxair habe dem Unternehmen zwar von Anfang an gute Dienste geleistet, doch habe sie die Bewertung der Aktien durch die europäischen Beschränkungen und die zusätzliche Komplexität eingeschränkt, sagte Linde-Chef Sanjiv Lamba.
Adtran springt an
An der MDAX-Spitze schnellten die Papiere von Adtran um gut zwölf Prozent in die Höhe. Der US-Telekomausrüster hatte im dritten Quartal dank einer anhaltend guten Nachfrage besser abgeschnitten als erwartet.
Mit Material von dpa-AFX