Der DAX hat seine anfängliche Lethargie am Dienstag im Laufe des Tages abgeschüttelt und ein neues Rekordhoch markiert, nachdem er sich bereits am Vortag bis auf wenige Zähler an seinen bisherigen Höchststand herangetastet hatte. Selbst schwache Vorgaben aus Asien und den USA konnten die Rekordfahrt des deutschen Leitindex nicht bremsen.
Eine gute halbe Stunde vor Handelsschluss in Frankfurt hat der DAX am Dienstag seinen etwa vier Monate alten Höchststand übertroffen und dank Anschlussgewinnen bei 16.539 Punkten ein neues Allzeithoch markiert. Aus dem Handel gegangen ist er letztlich 0,78 Prozent höher bei 16.533,11 Zählern.
„Das Allzeithoch wirkte in den vergangenen Tagen wie ein Magnet und wurde heute schließlich übersprungen“, kommentierte Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets. Der DAX weigere sich nachzugeben und damit in eine Korrektur überzugehen.
Der Gegenwind von den Börsen in Asien ließ im Handelsverlauf nach, die Jahresendrally bleibt somit erst einmal intakt. Dass die Kursrally an den US-Börsen nach den Gewinnmitnahmen am Vortag auch am Dienstag weiter stockt, beeindruckte den DAX dabei überhaupt nicht. Auch der MDAX der mittelgroßen Unternehmen stieg um 0,46 Prozent auf 26.491,45 Zähler.
„Die europäischen Aktienmärkte koppeln sich seit einigen Handelstagen etwas von den US-Finanzmärkten ab“, schrieb Marktbeobachter Andreas Lipkow. Gerade vor dem Hintergrund der kleinen Schwächephase an der Wall Street sei die Stabilität des Dax auf hohem Niveau ein starkes Signal, konstatierte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Broker RoboMarkets. „Investierte Anleger glauben weiter an eine Fortsetzung der Rally und bleiben im Markt.“
Brenntag mit neuen Mittelfrist-Zielen, Vonovia will verkaufen
Auch unternehmensseitig gab es Neuigkeiten: Der Chemikalienhändler Brenntag will die Entflechtung seiner beiden Geschäftsbereiche vorantreiben. Die Sparten Essentials und Specialties sollen zu zwei eigenständigen Divisionen aufgebaut werden. Brenntag setzte sich zudem neue Finanzziele bis 2027. Die bis Ende November stark gelaufenen Anteile gaben zeitweise deutlich nach, schlossen aber 0,6 Prozent im Plus.
Im europaweit gefragten Immobiliensektor gewannen Vonovia 1,3 Prozent. Der Konzern will weitere Objekte verkaufen und legt den Fokus dabei auch auf Gewerbeobjekte. Die Branche hatte besonders gelitten unter dem Zinserhöhungszyklus der Notenbanken zur Bekämpfung der Inflation. Inzwischen besserten sich aber die Zinsaussichten zum Positiven, schrieb Analyst Jonathan Kownator von Goldman Sachs.
Lanxess ist Spitze im MDAX
Die Anteilsscheine von Lanxess setzten sich mit einem Plus von fünf Prozent an die MDAX-Spitze. Nach einer Investorenveranstaltung ließen Sorgen nach, dass der Spezialchemiekonzern eine Kapitalerhöhung brauchen könnte. Laut Analyst Andreas Heine vom Investmenthaus Stifel sollte auch in einem ungünstigen Konjunkturumfeld 2024 wieder ein Zufluss freier Barmittel von mehreren hundert Millionen Euro möglich sein.
Carl Zeiss Meditec verloren 1,7 Prozent. Die US-Bank JPMorgan nahm die Bewertung für die Papiere des Medizintechnikkonzerns mit „Underweight“ auf.
Aixtron ist für Analystin Olivia Honychurch vom Investmenthaus Jefferies ein Topwert im europäischen Halbleiterbereich für 2024. Aixtron-Aktien gewannen daraufhin vier Prozent.
Morphosys legten um 11,3 Prozent zu. Für die US-Bank JPMorgan zählen die Papiere des Wirkstoffforschers zu den Favoriten unter den kleineren Werten im Jahr 2024.
Deutsche Börse gibt Änderungen bekannt
Am späteren Abend überprüft die Deutsche Börse turnusgemäß die Zusammensetzung der DAX-Index-Familie. Während im DAX selbst keine Änderungen zu erwarten sind, dürfte sich in den hinteren Reihen durchaus etwas tun. Im Nebenwerte-Index SDAX klopft beispielsweise Börsenneuling Schott Pharma an die Eintrittspforte. Vorab fielen die Papiere des Herstellers von Spritzen und Ampullen für die Arzneimittel- und Biotech-Industrie um 3,4 Prozent.
Mit Material von dpa-AFX.