Neu aufgeflammte Zinssorgen belasteten vor dem Wochenende die Aktienstimmung in Deutschland. Nun warten die Investoren mit Spannung auf neue Wirtschaftszahlen. Fallen sie nicht zu schlecht aus, könnte der DAX seinen Aufwärtstrend fortsetzen. Auch weitere Quartalszahlen dürften auf Interesse stoßen. Der Wochenausblick.
Statistisch gehört der November zu den richtig guten Börsen-Monaten. Auch in diesem Jahr hat der November gut begonnen, der Deutsche Aktienindex DAX erreichte am Donnerstag mit 15.364 Punkten zwischenzeitlich den höchsten Stand seit vier Wochen. Die Commerzbank macht hierfür "in der Breite positiv aufgenommene Quartalsdaten und den Zinsoptimismus in den USA" verantwortlich.
Erst Zins-Optimismus, dann neue Zinssorgen
Die Zinserwartungen an den Finanzmärkten hatten sich etwas entspannt. In der Folge fiel beispielsweise die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen von Spitzen bei fünf Prozent auf unter viereinhalb Prozent und auf den niedrigsten Stand seit Ende September. "Nachlassende Zinssorgen stützten nicht nur Staatsanleihen, sondern allgemein auch Risiko-Assets wie Aktien (...)", argumentiert Analyst Christian Apelt von der Landesbank Helaba.
Vom Tisch sind die Zinssorgen aber noch nicht. So hatte US-Notenbank-Präsident Jerome Powell gerade erst klargemacht, dass man nicht zögern werde, die Zinsen nochmal anzuheben, wenn es sich als angemessen erweisen sollte. Die Federal Reserve (Fed) ist also noch nicht völlig davon überzeugt, die Geldpolitik ausreichend gestrafft zu haben.
DAX zuletzt wieder unter GD50
Die Powell-Aussagen und ein stärker als erwartet eingetrübtes Michigan-Konsumklima sorgten für einen spürbaren Dämpfer an den Aktienmärkten. Der DAX tauchte zwischenzeitlich bis auf 15.171 Punkte ab und ging am Freitag letztlich bei 15.234 Punkten ins Wochenende. Er reduzierte damit seinen Wochengewinn auf 0,3 Prozent. Die am Donnerstag kurz eroberte 50-Tage-Linie (aktuell 15.304) konnte nicht gehalten werden.
Rating-Ausblick für die USA nun "negativ"
Nach US-Börsenschluss am Freitag gab es einen weiteren Dämpfer. Die Rating-Agentur Moody's hat den Rating-Ausblick für die USA auf "negativ" von zuvor "stabil" gesenkt. Damit droht dem Land eine Herabstufung in näherer Zukunft und in der Folge auch teurere Kredite. Die Einstufung der Kreditwürdigkeit der langfristigen Anleihen bleibt zunächst bei "AAA" und damit im Spitzenbereich, teilten die Bonitätswächter mit.
Moody's verwies zur Begründung auf die erwartete Verschlechterung der fiskalen Lage in den kommenden Jahren sowie eine hohe und steigende Staatsverschuldung in den USA. Die Rating-Agenturen Fitch und S&P haben der USA bereits ihr Triple-A-Rating entzogen.
Auch die ungelöste Situation im Nahen Osten bleibt ein Damoklesschwert. Der Iran warnte am Freitag vor einer Ausweitung des Gaza-Krieges. Signale, die dem entgegenstehen, würden sich wohl positiv auf Rohstoff- und Aktienmärkte auswirken.
Der Broker IG taxierte den Weekend-DAX am Sonntag-Morgen bei 15.300 Zählern, nachdem sich die DAX-Indikation am Freitag-Abend während des späten US-Handels noch auf etwa 15.350 Punkte hochgehangelt hatte. Ein charttechnisch positives Zeichen wäre, wenn sich der DAX in der neuen Woche wieder über den GD50 schwingen könnte.
US-Inflation rückt in den Fokus
Mit Spannung dürften die Marktakteure daher auf die Verbraucherpreise in den USA für Oktober schauen, die am Dienstag auf der Agenda stehen. Volkswirt Edgar Walk von der Metzler Bank schrieb von einer zuletzt "unglaublich starken gesamtwirtschaftlichen Nachfrage". Es bestehe also das Risiko, dass die Inflation in den USA höher als erwartet ausfällt. In diesem Fall könnten wiederum die Zinserwartungen von Anlegern doch wieder steigen – und die Aktienbörsen belasten.
Sollten die Börsenkurse aber weiter steigen, könnte daraus zunehmend ein Selbstläufer werden. Denn ganz allmählich nähert sich das Jahresende, und der DAX steht mit einem Anstieg von fast zehn Prozent seit Jahresanfang zemlich gut da.
Laufen die Kurse weiter hoch, dürfte der Druck auf die noch nicht investierten Marktteilnehmer steigen, den Zug nicht gänzlich zu verpassen – und spät noch aufzuspringen. "Im DAX könnte (...) etwas gestartet worden sein, an das fast keiner mehr geglaubt hat: die Jahresendrally", schrieb unlängst Stratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Es wäre nicht das erste Mal.
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Nochmals Zahlenflut
Die Saison der Quartalsberichte nähert sich indes ihrem Ende, größere Impulse für den Gesamtmarkt dürften von ihr nicht mehr ausgehen. In der neuen Woche stehen mit der Porsche Automobil Holding, RWE, Infineon, Siemens und Siemens Energy nochmals namhafte DAX-Konzerne auf der Agenda.
Daneben lassen sich noch zahlreiche Unternehmen aus der zweiten und dritten Börsenreihe in die Bücher schauen. (Endgültige) Quartalszahlen präsentieren zum Beispiel Aumann, Delivery Hero, Dermapharm, Deutsche Pfandbriefbank (PBB), Eckert & Ziegler, Encavis, Energiekontor, Hypoport, K+S, Morphosys, Nordex, Salzgitter und Varta. (Mit Material von dpa-AFX)
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