Nächsten Sonntag wählt Frankreich ein neues Parlament. Die Angst vor einem Rechtsruck mit negativen Auswirkungen auf den Aktienmarkt bremst Aktienkäufer. Zudem könnte eine zwischenzeitliche Konsolidierung an den US-Börsen nach den starken Kursgewinnen insbesondere im Technologiesektor Druck auch hierzulande ausüben. – Der Wochenausblick.
Vor dem Wochenende musste der DAX einen Abschlag von einem halben Prozent auf 18.163 Punkte hinnehmen. Politische wie geldpolitische Unsicherheiten prägten das Bild. Die Folgen des großen Verfalls an den Terminbörsen hielten sich am Freitag derweil in Grenzen. Das Wochenplus für den DAX beläuft sich auf 0,9 Prozent, die bisherige Juni-Bilanz ist jedoch rot.
"Die in dieser Woche vermeintlich gestiegene Risikobereitschaft hat eher technische Ursachen, als dass fundamentale Verbesserungen dafür verantwortlich sind", sagte der Analyst Pierre Veyret vom Broker Activtrades. Es habe zum Beispiel Eindeckungen durch Spekulanten gegeben, die auf fallende Kurse gesetzt hätten. Er glaubt, dass die Volatilität an den Börsen hoch bleiben wird.
Ein Blick auf den Chart zeigt, dass die 100-Tage-Linie (aktuell bei 18.010) mehrfach erfolgreich verteidigt wurde. Für den nach der schwachen ersten Juni-Hälfte zuletzt wieder leicht stabilisierten DAX sind in der neuen Börsenwoche weitere Kursgewinne jedoch keineswegs gesichert. Zu hoch ist nach wie vor die Unsicherheit unter den Anlegern angesichts der Ende des Monats und Anfang Juli vorgesehenen Neuwahlen in Frankreich infolge des Rechtsrucks bei der Europawahl.
"Die Angst, dass Frankreich je nach Wahlausgang künftig weniger schuldenbewusst und EU-konform agiert, könnte die Finanzmärkte weiterhin spürbar belasten", schreibt Robert Greil, Chefstratege bei der Privatbank Merck Finck, in seinem Ausblick.
Auch eine Pause der jüngsten Rekordrally am US-Aktienmarkt, oder gar eine Korrektur, könnten Druck auf die hiesigen Kurse ausüben. Dass sich der DAX zuletzt von einigen Gewinnmitnahmen in den USA nicht beeindrucken ließ, sei eher ein seltsames Bild, wie Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets feststellte. Mögliche EU-Strafzölle auf E-Autos aus China und ein damit möglicher Zollstreit stellen weitere Belastungsfaktoren für die Börsen dar.
Wenig Konjunkturdaten
Die Menge an Konjunkturdaten und Unternehmensnachrichten, die in der neuen Woche die Kurse bewegen können, fällt überschaubar aus. Beachtung findet gleich am Montag der Ifo-Index. Er wird neueste Eindrücke zur Lage und den Aussichten der deutschen Wirtschaft liefern.
Interessant werde vor allem sein, wie die Unternehmensstimmung auf die politischen Unsicherheiten durch die Europawahl reagiere, erläuterte der Chefvolkswirt der DekaBank, Ulrich Kater. Neben dem Ifo-Index dürften zum Ende der Woche Verbraucherpreise aus einigen Ländern der Eurozone sowie Preisdaten aus den USA Beachtung finden.
DAX noch fair bewertet
Analyst Frank Wohlgemuth von der Essener National-Bank rät jedoch, gelassen zu bleiben, auch in unruhigen Zeiten. "Es sollte auch nicht in Vergessenheit geraten, dass die globalen Aktienmärkte bisher in diesem Jahr deutlich zugelegt haben und dies nach einem mehr als erfolgreichen Jahr 2023." Ein Ausatmen sei daher von vielen Seiten sicherlich erwünscht, um eine Neupositionierung auf etwas ermäßigtem Niveau vornehmen zu können. Wohlgemuth bleibt zuversichtlich, warnt aber davor, dass sich die Börsen kurzfristig im Schwitzkasten der Politik befänden und dies zu merklichen Schwankungen führen könne.
Für Helaba-Strategin Claudia Windt bleiben die Aktienmarkt-Aussichten im zweiten Halbjahr weiterhin positiv. Für Aktien sprechen aus ihrer Sicht eine weniger restriktive oder sogar lockerere Geldpolitik, eine leichte Verbesserung der globalen Wachstumsperspektiven und steigende Gewinnerwartungen. Auch sei der DAX noch fair bewertet. Seit Jahresbeginn hat der Leitindex rund neun Prozent zugelegt.
Börsen.Briefing Newsletter
Bleiben Sie über die neuesten Entwicklungen bei spannenden Unternehmen und an der Börse auf dem Laufenden. Lesen Sie das Börsen.Briefing. – den täglichen Newsletter des AKTIONÄR. Kostenlos.
US-Quartalszahlen könnten deutsche Werte beeinflussen
Einige Quartalszahlen könnten einige Kurse in der neuen Woche bewegen. Am Dienstag veröffentlichen der Baumarkt-Konzern Hornbach Holding und am Donnerstag der Pharmazulieferer Schott Pharma ihre Zahlen. Beide sind im Nebenwerte-Index SDAX notiert.
Ferner könnten Quartalsberichte einiger nicht-deutscher Unternehmen die Aktien deutscher Wettbewerber beeinflussen. So dürften die Anleger nach den Zahlen des US-Logistikers FedEx (am Dienstag nach US-Börsenschluss) die Kursreaktion der DHL Group im Auge behalten. Bei den am Donnerstag anstehenden Zahlen der schwedischen Textilkette Hennes & Mauritz (H&M) könnte ein Blick auf den Wettbewerber Hugo Boss lohnen.
Adidas und Puma SE wiederum könnten am Freitag auf den Quartalsbericht von Nike reagieren, den der US-Sportartikel-Hersteller am Donnerstag nach Wall-Street-Schluss vorlegen wird.
Für den gesamten Technologiesektor wichtig sind außerdem die Quartalszahlen des Chipherstellers Micron Technology am Mittwoch. Der Halbleiter-Sektor lebt derzeit von der Fantasie für Künstliche Intelligenz (KI), neben Nvidia hatten zuletzt auch Micron rekordhohe Kurse erreicht, ihrer Rally dann aber Tribut gezollt. (Mit Material von dpa-AFX)
Nachfolgend aufgelistet sind einige Artikel, die in den vergangenen Tagen ein überdurchschnittlich hohes Leser-Interesse auf www.deraktionaer.de fanden: