Die Aktien von Netflix und Peloton sind nach schwachen Zahlen massiv eingebrochen und auch beim Bitcoin verschärft sich die Korrektur durch den Rutsch unter die 40.000-Dollar-Marke. Nach Einschätzung von Investorenlegende Jeremy Grantham ist das aber erst der Anfang – er zeichnet ein dramatisches Bild von dem, was noch kommen könnte.
Die USA näherten sich dem Ende einer „Super-Blase“, die sich über sämtliche Assetklassen – Aktien, Anleihen, Immobilen und Rohstoffe – erstreckt, warnt Grantham, Wirtschaftshistoriker und Mitgründer der Investmentfirma GMO in einer aktuellen Studie. Nach dem historischen Rebound vom Corona-Crash Anfang 2020 sei der Markt nun reif für eine ausgewachsene Konsolidierung.
Wenn sich nun auf breiter Front Pessimismus am Markt breitmache, drohe womöglich sogar der größte Kursabschlag in der Geschichte, so der renommierte Experte. Und sein Wort hat Gewicht: Das Platzen der Dot-Com-Blase im Jahr 2000 und den Bärenmarkt 2008 hatte er laut CNBC im Vorfeld bereits kommen sehen.
Bullenmarkt im Zombie-Modus
Schuld an der nun drohenden Misere sei das „irre“ Verhalten der Marktteilnehmer in den vergangenen Jahren. „In den letzten zweieinhalb Jahren haben wir zweifellos verrücktes Anlegerverhalten in vielen Facetten gesehen – mehr noch als im Jahr 2000 – insbesondere bei Meme-Stocks und Aktien im Zusammenhang mit Elektrofahrzeugen, bei Kryptowährungen und bei NFTs “, so Grantham.
Die aktuelle Situation beschreibt Grantham bildhaft als „Vampir-Phase des Bullenmarkts“: Trotz aller Widrigkeiten – etwa Covid 19, rasant steigenden Inflationsraten und dem nahenden Ende der ultralockeren Geldpolitik – wolle er partout nicht enden. Doch just, wenn man denkt, er sei unsterblich, falle er auf die Knie und sterbe. „Je früher, desto besser für alle.“
S&P-Crash um 45 Prozent, Wohlstandsverluste in Billionenhöhe
Typischerweise würden Blasen am riskantesten Ende der Investment-Skala beginnen zu platzen, so der Historiker. Die Underperformance spekulativer Assets wie Tech-Aktien, die sich aktuell bereits beobachten lässt, sei ein Warnsignal für eine platzende Blase.
In der GMO-Studie zeichnet der Analyst ein erschreckendes Bild, wie das genau aussehen könnte: Für den marktbreiten US-Leitindex S&P 500 sagt er einen Rückfall in den Bereich von 2.500 Punkte voraus – rund 45 Prozent tiefer als am gestrigen Donnerstag.
Anschließend könne der Crash auch auf den heiß gelaufenen Immobilienmarkt übergreifen, denn „wir befinden uns in der breitesten und extremsten Immobilien-Blase aller Zeiten“, so Grantham. Und auch an den Rohstoff- und Bond-Märkten sehe er Anzeichen einer Überhitzung.
Sollten die Bewertungen der großen Assetklassen um zwei Drittel in Richtung ihres normalen Durchschnittswerts zurückkommen, beziffert Grantham die Wohlstandsverluste auf bis zu 35 Billionen Dollar – alleine in den USA.
Value-Aktien, Cash – und „viel Glück“
In unsicheren Zeiten haben Crash-Propheten Hochkonjunktur und wer oft genug warnt, wird irgendwann auch einmal Recht haben. Doch die GMO-Analyse gibt Anlegern zumindest auch Hinweise, wie sie sich rüsten können. Konkret sollten sie US-Wertpapiere meiden und stattdessen lieber auf Value-Titel aus den Emerging Markets und weniger stark gelaufenen entwickelten Ländern wie beispielsweise Japan setzen.
„Ich persönlich mag außerdem etwas Cash, um flexibel zu blieben, ausgewählte Rohstoffe als Inflationsschutz sowie etwas Gold und Silber“, verrät Grantham. Außerdem wünscht er Anlegern viel Glück – „wir werden es brauchen“.