Zahlreiche Konjunkturdaten und Konzern-Bilanzen stehen auch in der neuen Woche an. Experten zufolge werde sich dann zeigen, ob der anhaltende, wenn auch zuletzt etwas gedämpfte Zinsoptimismus der Anleger und die jüngsten Rekordhochs im DAX, Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq 100 gerechtfertigt sind. – Der Wochenausblick.
Die Zinssenkungsfantasien vieler Investoren haben mit starken US-Arbeitsmarktdaten einen Dämpfer erhalten. Der DAX markierte am Freitag zwar ein neues Rekordhoch bei 17.004 Punkten. Doch dann verebbte die Kauflust wieder.
Die US-Wirtschaft hat im Januar weitaus mehr Stellen als erwartet geschaffen. Eine Leitzinssenkung durch die US-Notenbank Fed schon im März dürfte angesichts der Daten vom Tisch sein, sagte Analyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets UK.
Der DAX ging am Freitag letztendlich mit einem Plus von 0,3 Prozent bei 16.918 Punkten ins Wochenende. Für die Woche ergibt sich ein Mini-Minus (siehe Chart). Der MDAX fiel am Freitag hingegen um ein Prozent auf 25.651 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx50 ging es um 0,3 Prozent aufwärts.
Überraschend starke US-Arbeitsmarktdaten
Die am Freitag veröffentlichten Jobdaten aus den USA seien ein Schock für die Börsen, kommentierte Thomas Altmann von QC Partners. Die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung der Fed schon im März sinke damit auf nahe null Prozent.
Doch an den US-Börsen sorgten starke Quartalsberichte weiterer amerikanischer Technologie-Giganten am Freitag für weitere Rekorde. Der ausgesprochen starke Arbeitsmarkt im Januar wurde zu guter Letzt positiv für Aktien interpretiert. Alle drei wichtigen US-Indizes erklommen neue Bestmarken. "Schließlich ging es sowohl für Aktien als auch für Renten aufwärts und sogar Gold verabschiedete sich mit einem kräftigen Wochenplus", schrieben die Experten der Helaba. "Wer also liegt falsch?"
Die späten DAX-Indikationen legten im Vergleich zum Xetra-Schluss am Freitag kaum mehr zu. Der Broker IG taxierte den Weekend-DAX am Sonntag-Morgen bei knapp unter 16.900 Punkten noch etwas tiefer.
Angesichts frischer Inflationsdaten erscheine nun ein am Markt mehrheitlich erwarteter erster Zinssenkungsschritt der Europäischen Zentralbank (EZB) auf ihrer Sitzung im April als eher unwahrscheinlich, schrieb Ulrich Stephan von der Postbank. Die Inflationsrate in der Eurozone lag im Januar bei 2,8 Prozent und ging damit etwas weniger deutlich zurück als prognostiziert. Am Montag liefern Erzeugerpreisdaten aus der Eurozone weitere Details zur Preisentwicklung.
Während sich die Anleger in Sachen Geldpolitik also weiter gedulden müssen, dürfte sie die Berichtssaison weiterhin bei Laune halten.
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Weitere DAX-Unternehmen mit Quartalszahlen
Die Berichtssaison geht mit DAX-Werten wie Deutsche Börse, Qiagen, Siemens, Siemens Energy und Infineon in die nächste Runde. Insgesamt enttäuschende Quartalsberichte von Intel, AMD und Samsung hatten zuletzt die Chip-Branche belastet. Nach pessimistischen Prognosen fürs neue Jahr dürfte auch bei Infineon der Ausblick besondere Beachtung finden.
Von den in der Eurozone veröffentlichten Konjunkturdaten stehen Stimmungsindikatoren und die wirtschaftliche Lage der Industrie besonders im Fokus. Bereits am Montag wird der viel beachtete Einkaufmanagerindex PMI für das Dienstleistungsgewerbe unter anderem für Deutschland veröffentlicht. Seitens Analysten wird auch das am selben Tag bekanntgegebene Ergebnis der Konjunkturumfrage von Sentix größere Beachtung geschenkt, weil sie früh im jeweiligen Berichtsmonat erscheint.
Die Dezember-Zahlen für die deutsche Industrie dürften laut Volkswirt Ralph Solveen von der Commerzbank zeigen, dass der Trend weiter nach unten zeigt. So seien die Auftragseingänge (Dienstag) voraussichtlich nur wegen etwas mehr Großaufträgen nicht weiter gefallen und bei der Industrieproduktion (Mittwoch) sei mit einem weiteren Rückgang zu rechnen. Damit dürfte die Industrie die deutsche Wirtschaft auch zum Jahresbeginn weiter bremsen.
Wichtige China-Daten
Am Donnerstag rückt zudem China in den Vordergrund. Die Inflationsdaten für Januar dürften zeigen, ob sich die Deflation in der Volksrepublik auch zu Jahresbeginn fortgesetzt hat. Ökonomen gehen vorab davon aus, dass die Verbraucherpreise um 0,5 Prozent gesunken sind. Sie waren im Dezember bereits den dritten Monat in Folge gefallen – und zwar um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Die Entwicklung erscheint konjunkturell gefährlich: Wenn sich Verbraucher in Erwartung weiter sinkender Preise dauerhaft beim Konsum zurückhalten, wird die gesamte Wirtschaft in einem Strudel aus sinkenden Preisen, fallenden Löhnen und Investitionszurückhaltung nach unten gezogen. (Mit Material von dpa-AFX)
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