Nach dem Hexensabbat am Freitag dürfte es am deutschen Aktienmarkt vorerst etwas ruhiger werden. Einige Investoren dürften noch Window Dressing betreiben. Ansonsten könnte der jüngsten Rekordjagd in der letzten Handelswoche vor Weihnachten etwas die Puste ausgehen. Für neue DAX-Rekordhöhen oberhalb der 17.000-Punkte-Marke fehlt wohl die Kraft. Der Wochenausblick.
Die Erwartung schon bald fallender Zinsen in den USA und im Euro-Raum hat den DAX in der abgelaufenen Woche erstmals über die 17.000-Punkte-Marke getrieben. Allerdings fehlte bereits zum Wochenschluss der weitere Antrieb. Den Anlegern mangelte es am Freitag an neuen Kaufargumenten. Auch der große Verfall an den Terminbörsen brachte nach der Jahresendrally keine großen Impulse mehr.
Der DAX ging bei 16.751 Punkten ins Wochenende. Der Ende Oktober begonnene steile Aufwärtstrend ist weiterhin intakt (siehe Chart). Nach zuletzt sechs Gewinnwochen verbuchte der Leitindex allerdings erstmals wieder ein Wochenminus, wenngleich dieses mit 0,05 Prozent nur hauchdünn ausfiel. Wenig Bewegung gab es am Freitag auch beim MDAX, der zuletzt bei 27.133 Zählern stand.
Die EZB hatte am Donnerstag für einen Dämpfer gesorgt, indem sie Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen bremste. "Auch zum großen Verfall von Optionen und Futures wollten sich die Anleger heute nicht mehr wirklich engagieren, sodass sich die Frage stellt, ob die Bücher für dieses Jahr nach den fulminanten Gewinnen bereits geschlossen wurden", sagte am Freitag der Marktanalyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets. Seit dem Oktober-Tief hat der DAX in der Vortagsspitze mehr als 16 Prozent zugelegt.
Fortsetzung der Rally oder Weihnachts-Korrektur?
"In den letzten Wochen hat sich 2023 von einem guten Aktienjahr in ein super Aktienjahr verwandelt", konstatierten die Analysten der Helaba am Freitag in einem Kommentar. Fraglich sei, ob der DAX in den letzten Tagen des Jahres seine Rally noch fortsetzen und auf das Jahresplus von mehr als 20 Prozent noch etwas draufsatteln kann. Schließlich hat der Leitindex den Löwenanteil davon erst seit Ende Oktober eingefahren.
"Langsam schmilzt das Eis", hieß es von den Charttechnik-Experten von Index-Radar. Sie erinnerten daran, dass es bereits im vergangenen Jahr eine späte Weihnachtskorrektur gab. Bis zu 14.675 Punkte hatte der DAX im Vorjahr Mitte Dezember erreicht, war dann aber in den Tagen danach noch bis auf 13.791 Punkte abgerutscht – ein Minus von sechs Prozent.
"Mit dem Sprung über die 17.000 hat der DAX nicht nur ein Rekordhoch erreicht, sondern auch die Hürde genommen, die die meisten Anleger auf dem Parkett vor wenigen Wochen noch für unüberwindbar hielten", sagte am Freitag der Kapitalmarkt-Stratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Kurzzeitige Gewinnmitnahmen seien da kein Wunder. Er hält es für möglich, dass sich dies dämpfend auf das Handelsgeschehen in der Vorweihnachtswoche auswirken wird.
Mehr Bewegungen bei Einzelwerten möglich
Das eingangs erwähnte "Window Dressing" könnte in der Schlussphase des Jahres Einzelwerte beeinflussen, die in diesem Jahr besonders gut oder schlecht gelaufen sind. Dabei werden Aktien mit einer seit Jahresanfang überdurchschnittlichen Wertentwicklung zugekauft, um mit diesen Favoriten des Jahres im Jahresschlussbericht des Fonds zu brillieren. Die größten Verlierer werden hingegen verkauft, um diese Positionen nicht im Jahresbericht ausweisen zu müssen.
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Im DAX dürften die größten drei Verlierer bereits feststehen, sofern es keine Überraschungen mehr gibt: Zalando, Bayer und Siemens Energy liegen im Leitindex derzeit ganz hinten, mit Einbußen jenseits der 30-Prozent-Marke.
Um die Rolle des größten Jahresgewinners streiten sich derzeit vor allem Heidelberg Materials, Rheinmetall, Adidas und vielleicht noch SAP. Die Überflieger in der DAX-Indexfamilie sind aber die Aktien von Redcare Pharmacy, die sich 2023 in etwa verdreifacht haben wegen der Hoffnung auf das deutsche E-Rezept.
Wenige Daten
Die Agenda bleibt in den kommenden zwar gut gefüllt, aber ohne ganz große Highlights. Die Sitzungen der meisten großen Notenbanken sind absolviert. Doch die Bank of Japan könnte am Dienstag als Nachzügler im Rampenlicht stehen, gab es doch zuletzt Spekulationen über eine Abkehr von ihrem Negativzins. Die Helaba-Experten glauben aber, dass sich die Japaner bedeutende Entscheidungen für 2024 aufheben. Anleger haben in den vergangenen Wochen verstärkt darauf gesetzt, dass die BoJ von ihrer bislang laxen geldpolitischen Linie abweichen wird und den Yen damit in die Höhe getrieben.
Konjunkturseitig werden die Augen hierzulande am Montag auf den Ifo-Geschäftsklimaindex gerichtet sein. Experten glauben, dass sich die positive Tendenz des deutschen Stimmungsbarometers fortsetzt. Am Dienstag dürfte in der Eurozone die finale Revision der Verbraucherpreise einen Blick wert sein. Außerdem folgen im Wochenverlauf noch einige US-Daten, bevor das lange Feiertagswochenende eingeläutet wird. In Großbritannien zum Beispiel wird am Freitag nur verkürzt gehandelt.
Letzte Geschäftszahlen
Unternehmensseitig könnte es vereinzelt noch einmal spannend werden. Am Montag werden Jahreszahlen des Elektronik-Händlers Ceconomy und des SDAX-Neulings Thyssenkrupp Nucera erwartet. Am Mittwoch warten endgültige Jahreszahlen von Aurubis und der Hornbach Holding auf die Anleger.
Überdies könnte am Mittwoch die DHL Group beeinflusst werden von den Geschäftszahlen des US-Konkurrenten FedEx, die am Vorabend nach US-Börsenschluss kommen. Ähnliches gilt am Freitag für Adidas und Puma wegen der Nike-Ergebnisse vom späten Donnerstag. (Mit Material von dpa-AFX)
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