Während die Palantir-Aktie dieser Tage nicht so recht aus dem Knick kommt, sorgt zumindest der Chef des US-Spezialisten für Datenanalyse für Stimmung. Auf einer Veranstaltung nahm Alex Karp – wie gewohnt – kein Blatt vor den Mund. Frustriert ist Karp offenbar vor allem über das Europageschäft im Verteidigungssektor.
Zwar hätten die Europäer ihre Militärbudgets nach dem Kriegsbeginn in der Ukraine aufgestockt, aber die meisten Aufträge seien an europäische Unternehmen gegangen, beklagte Karp während einer Rede im Rahmen der Ronald Reagan Presidential Foundation in Kalifornien. Bloomberg zufolge sagte Karp, die Europäer würden „schreckliche Investitionen in Technologie“ tätigen. „Ich habe die Leute in Europa angeschrien. Aber es wird sich nicht ändern.“
Palantir hat schon fast traditionell Probleme, sich in Europa auf staatlicher Ebene festzusetzen. Unter anderem hatten Verfassungsrichter in Deutschland zu Jahresbeginn Bedenken zum Einsatz von Palantirs Polizei-Software Gotham geäußert. Frankreich bastelt an einer eigenen Variante der Software. „Es ist wie verrückt“, hatte Karp dazu vor wenigen Wochen gesagt.
Zwar hat Palantir mit dem Einsatz seiner Produkte in der Ukraine Anerkennung geernet. Der Großteil der Dienste erfolgte allerdings umsonst. Vom US-Verteidigungsministerium soll bislang lediglich eine Million Dollar geflossen sein.
Zum Abschluss noch etwas Positives: Immerhin konnte Palantir diese Woche melden, dass eine Partnerschaft zur digitalen Transformation mit UniCredit weitere fünf Jahre verlängert wird.
Ob gerechtfertigt oder nicht: Palantir hat immer noch ein Image-Problem. Und europäische Regierungen sind bestrebt, eigene Lösungen zu entwickeln. Das kommt allerdings alles nicht überraschend. Palantir muss diesbezüglich Lösungen finden, um trotzdem erfolgreich zu sein. Grundsätzlich bleibt die Aktie langfristig spannend, weil das Unternehmen recht einzigartig positioniert ist. Ob Software wie Gotham zufriedenstellend nachgebaut werden kann, darf bezweifelt werden. Die Aktie bleibt eine AKTIONÄR-Empfehlung.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Palantir Technologies.