Russland führt derzeit Krieg an allen Fronten. Militärisch gegen die Ukraine, wirtschaftlich gegen den gesamten Westen. Eine Maßnahme, um die heimische Währung zu stützen: Die russische Zentralbank hat diese Woche ihre Goldankäufe bei lokalen Banken wiederaufgenommen. Die Zentralbank kauft das Gold für 5.000 Rubel je Gramm. Das sind umgerechnet 52 Dollar, der internationale Marktpreis liegt aber deutlich über 60 Dollar je Gramm.
Die Zentralbank erklärte, dass die Wiederaufnahme der Käufe die Versorgung und die ununterbrochene Produktion von einheimischem Gold sicherstellen wird. Vor zwei Wochen kündigte die russische Zentralbank an, dass sie ihre offiziellen Goldkäufe bei den lokalen Banken aufgrund der stark gestiegenen Nachfrage seitens der Normalverbraucher einstelle. Der Grund dafür war, dass die Russen im März einen wahren Goldrausch erlebten, um ihre Ersparnisse zu schützen, als der Rubel zusammenbrach. Große Banken in Russland berichteten von einem Ansturm von Verbrauchern, die in Goldbarren und Münzen investierten. Inzwischen bezeichnete auch das russische Finanzministerium Gold als "ideale Alternative" zum US-Dollar.
Die Festlegung eines festen Goldpreises erinnert einige Analysten an das Vorgehen der USA während der Jahre des Goldstandards. „Ich erinnere mich an das, was die USA mitten in der Großen Depression taten. Für die nächsten 40 Jahre wurde der Goldpreis bei 35 Dollar an den US-Dollar gekoppelt. Dafür gibt es einen Präzedenzfall. Ich gehe davon aus, dass Russland beabsichtigt, den Wert des Rubels direkt an den Wert des Goldes zu koppeln“, so Everett Millman, Edelmetallexperte bei Gainesville Coins, gegenüber dem Internetportal kitco.com. „Es scheint die Absicht zu sein, einen festen Preis für den Rubel pro Gramm Gold festzulegen. Das ist ziemlich wichtig, wenn es darum geht, wie Russland sich außerhalb des US-Dollarsystems finanzieren und seine Zentralbankfinanzierung verwalten könnte.“
Derzeit unterliegen viele Rohstoffe Machtspiele zwischen Russland und dem Westen. Aber auch China mischt dabei mehr oder weniger offen hinter den Kulissen mit. Immerhin hält China hohe Lagerbestände der Rohstoffe, die der Westen so dringend benötigt. Die Preise dürften zwar hohen Schwankungen unterliegen, wie der gestrige Tag gezeigt hat, aber weiter nach oben streben.