Der Goldpreis hatte gestern deutliche Verluste zu verzeichnen. Die Gemengelage war denkbar ungünstig: Die USA und China sprechen wieder miteinander, die Wirtschaftsdaten aus den USA waren überraschend gut und in Hongkong gab es ebenfalls Entspannung. Letztlich hat man meines Erachtens einen Grund gesucht, bei Gold nach einer steilen Rallye Gewinne mitzunehmen. Gestern fand man diesen Grund oder sogar mehrere.
Und kaum knickte der Goldpreis ein, kam bei einigen Goldanlegern dieses ungute Gefühl auf. Geht´s jetzt etwa wieder zurück auf 1.200 Dollar? Müssen wir uns in den kommenden Monaten wieder mit fallenden Kursen herumschlagen. Ungeachtet dessen, dass man nach einer Rallye von 350 Dollar seit Herbst vergangenen Jahres immer mit einer Korrektur rechnen muss, sind Angst, Panik oder sonstige Emotionen – übrigens auch Gier – ein denkbar schlechte Ratgeber.
Um sein Handeln zu objektivieren sollte sich jeder Anleger fragen: Hat der gestrige Tag etwas verändert? Glauben Sie, dass die USA und China zu einer Einigung kommen und es künftig keine Spannungen mehr zwischen den beiden Nationen geben wird? In diesem Fall hätte sich tatsächlich etwas geändert. Aber nur weil die Handelsgespräche zum x-ten Mal wieder aufgenommen werden, soll das etwas an der Großwetterlage ändern? Glauben Sie, die guten Wirtschaftsdaten aus den USA sorgen dafür, dass die Fed keinen neuen Zinssenkungszyklus einläutet? Falls ja, dann sollten Sie einen Blick auf den heutigen Arbeitsmarktbericht werfen. Der fiel schwach aus und gibt der Fed eher mehr denn weniger Argumente, die Zinsen zu senken. Noch dazu macht Donald Trump im Hintergrund Druck, weil der Dollar nach wie vor stark ist.
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Ich bin ein großer Verfechter des Ansatzes, dass Anleger sich von Positionen, mit denen sie sich nicht wohl fühlen, trennen sollten. Doch ich rate immer dazu, sich so weit möglich nicht von Emotionen leiten zu lassen. Hätte Ihnen vor einem Jahr jemand gesagt, Gold steht im September 2019 bei 1.500 Dollar, hätten Sie sich vermutlich gefreut. Nach dem gestrigen Tag fühlen sich 1.500 Dollar wie ein Tiefschlag an.
Sollte Gold in der nächsten Rallye kein Hoch mehr über dem vom Mittwoch erreichen, dann wäre dies ein Indiz, dass wir uns in einer Korrektur befinden, die uns auch einmal ein bis zwei Monate begleiten wird. Sie können sich mit Puts absichern, Teilgewinne mitnehmen und neue Einstiegschancen suchen, wenn sich diese Korrektur ihrem Ende nähert. Doch glauben Sie mir: Das alles gelingt besser, wenn Sie Emotionen so weit möglich außen vorlassen.