Die Sanktionsdrohungen der USA gegen die deutsch-russische Gas-Pipeline Nord Stream 2 zeigen Wirkung: Auf Druck der Regierung in Washington haben inzwischen mindestens 18 europäische Unternehmen ihre Teilnahme an dem umstrittenen Projekt beendet oder ihren Rückzug zugesichert, wie aus einem Bericht des US-Außenministeriums an den Kongress hervorgeht. Unter den Firmen ist den Angaben zufolge auch der Industriedienstleister Bilfinger aus Mannheim und der zur Münchener Rück gehörende Versicherer Munich Re Syndicate Limited. Bislang haben die USA wegen Nord Stream 2 lediglich Sanktionen gegen das russische Unternehmen KVT-RUS verhängt, das das Verlegeschiff Fortuna betreibt.
Derweil hat Litauens Außenminister Gabrielius Landsbergis einen Baustopp der umstrittenen Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 bis zu den russischen Parlamentswahlen vorgeschlagen. "Geben wir Wladimir Putin die Gelegenheit, diesen Herbst eine freie Wahl zur Staatsduma unter Beteiligung der Opposition abzuhalten. Bis dahin, lasst uns die Nord-Stream-2-Pipeline stoppen", sagte er am Montag nach dem EU-Außenministertreffen einer Mitteilung des Außenamts zufolge.
Die zwei Mal 1.200 Kilometer lange Gasleitung von Russland nach Deutschland ist zu 94 Prozent fertig gebaut. Die USA und mehrere EU-Staaten – darunter Litauen – sind gegen die Pipeline. Deutschland hält aber daran fest. Russland wählt am 19. September ein neues Parlament.
Es bleibt also spannend, was die Entwicklung bei der Pipeline angeht. Die Aktie von Gazprom bleibt jedenfalls wegen der politischen Risiken ausnahmslos etwas für mutige Anleger. Diese können aufgrund der mittel- bis langfristigen guten Perspektiven, der sehr günstigen Bewertung sowie des attraktiven Charts weiterhin zugreifen (Stopp: 3,60 Euro). Alle anderen sollten die Finger von dem Papier lassen.
(Mit Material von dpa-AFX)