Die Aktie von Gazprom hat nach ihrer Korrektur zuletzt am Donnerstag wieder zulegen können. Im Tagesverlauf rutschte das Papier allerdings wieder ins Minus. Weiter im Fokus steht derzeit die Gaspipeline Nord Stream 2.
Hier hat der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft vor Verzögerungen gewarnt. Der Vorsitzende Oliver Hermes sagte am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in Berlin: "Wir bedauern, dass es beim Zertifizierungsprozess für Nord Stream 2 zu Verzögerungen kommt, vertrauen aber auf die Bundesnetzagentur und ihre unabhängige Expertise."
Es liege im Interesse der Erdgaskunden in Deutschland und der EU wie auch im Interesse der Betreiber, dass diese Milliardeninvestition juristisch unangreifbar genehmigt werde und dann verlässlich und sicher Energie nach Europa geliefert werden könne. Russisches Pipelinegas sei aktuell deutlich günstiger als Gas auf dem Spotmarkt, sagte Hermes: "Dies schützt uns ein Stück weit vor den derzeit hohen Weltmarktpreisen. Nord Stream 2 trägt entscheidend zur Energiesicherheit und zur Diversifizierung unserer Lieferwege bei."
Die Bundesnetzagentur hatte ihr Verfahren zur Zertifizierung der Nord Stream 2 AG als unabhängige Betreiberin und damit zur Freigabe des Gastransports durch die Ostsee-Pipeline vorläufig ausgesetzt. Zunächst müsse die Betreiberfirma nach deutschem Recht organisiert werden. Ohne Zertifizierung ist der Gastransport in den deutschen Binnenmarkt nicht zulässig, berichtet dpa-AFX. Die Pipeline, die Gas von Russland nach Deutschland bringen soll, ist international und national umstritten.
Zuletzt hat auch Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki von der neuen Bundesregierung einen sofortigen Stopp der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 von Russland nach Deutschland gefordert. Der "Bild"-Zeitung (Donnerstag) sagte Morawiecki, er werde sich mit dem voraussichtlich nächsten Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Verbindung setzen und ihm persönlich sagen: "Wir verteidigen hier in Polen die EU-Grenze. Und wenn wir über das größere Bild sprechen: Lasst uns gemeinsam für Frieden arbeiten und nicht Wladimir Putin durch Energiezahlungen Extra-Geld geben, damit er weiter aufrüsten kann." Dies bedeute natürlich die Einstellung der neuen Gas-Pipeline.
Die Aktie von Gazprom wird wohl auch in den kommenden Wochen und Monaten ein Spielball der Politik bleiben. Daher sollten weiterhin ausnahmslos Mutige bei den Titeln zugreifen. Der Stoppkurs sollte bei 6,50 Euro belassen werden.