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02.12.2015 Andreas Deutsch

Deutsche Bank: Rettet Cryan wirklich Deutschlands wichtigste Bank?

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Deutsche Bank

Neuer Chef, neue Vorstände, neue Strategie: Das Jahr 2015 wird als Jahr des ganz großen Wandels in die Geschichte der Deutschen Bank eingehen. Dem Aktienkurs hat das bisher noch überhaupt nicht auf die Sprünge geholfen. Wird es 2016 besser?

Spätestens 2018 will die neue Führung um John Cryan die Früchte des Umbaus ernten. Bereits im Mai 2016 ist das Experiment Doppelspitze endgültig Geschichte: Dann endet auch für Jains Partner Jürgen Fitschen die Zeit an der Konzernspitze. Das Sagen hat schon jetzt der neue starke Mann bei Deutschlands größtem Geldhaus: John Cryan.

"Wir müssen einfach besser werden" - Cryans Botschaft ist so schlicht wie klar. Schonungslos rechnet er mit seinen Vorgängern ab. Nicht nur mit Jain, sondern gleich mit allen Chefs der Deutschen Bank, die seit Ende der 1990er Jahre das Heil des Konzerns im Investmentbanking sahen. Hochgejubelte Zukäufe wie die Übernahme der US-Bank Bankers Trust 1999 oder der Kauf der Postbank in den Jahren 2008/2010 erweisen sich nun als teure Fehlschläge.

Auch die Aufarbeitung der Skandalserie der vergangenen Jahre geht Cryan zu langsam. Zinsmanipulation (Libor/Euribor), krumme Hypothekengeschäfte und aktuell auch noch Vorwürfe wegen möglicher Verstöße gegen Russlandsanktionen - zahlreiche Affären haben den Ruf der Deutschen Bank in den vergangenen Jahren beschädigt. Die Strafzahlungen summierten sich seit 2012 auf rund zwölf Milliarden Euro - und die Liste der offenen Rechtsstreitigkeiten ist noch lang. Cryan will intern hart durchgreifen: "Für Fehlverhalten gibt es keinerlei Entschuldigung. Wir werden angemessene Konsequenzen ziehen. Das gilt über alle Hierarchiestufen hinweg."

Dass die Aufräumarbeiten überfällig sind, daran besteht kein Zweifel. Die Konkurrenz läuft der Deutschen Bank davon. Die zehn führenden US-Banken sind allesamt deutlich profitabler. Bei der Deutschen Bank standen am Ende des dritten Quartals 2015 tiefrote Zahlen. Härtere Kapitalanforderungen der Regulierer erhöhen den Druck noch.

Darum tritt Cryan auch an anderer Stelle auf die Kostenbremse: Während die Commerzbank die erste Gewinnausschüttung seit der Finanzkrise in Aussicht stellt, streicht die Deutsche Bank erstmals in der Nachkriegsgeschichte die Dividende - und das gleich für zwei Jahre.

Bescheidenheit ist ohnehin etwas, was der Kulturliebhaber Cryan in seiner Branche vermisst. "Ich denke, dass die Leute in Banken zu viel Geld bekommen", sagte er im November bei einer Konferenz. Viele in der Branche meinten immer noch, sie müssten üppig bezahlt werden, weil sie mit dem Geld anderer Leute spielten. Das sei aber auch ein Fehler des Managements: "Wir können einen sehr
viel besseren Job dabei machen, den Leuten zu sagen, was wir von ihnen wollen. Da sind oft die falschen Botschaften ausgesendet worden."

Persönlich habe er noch nie verstanden, wieso Prämien für die Motivation wichtig seien: "Ich würde nicht einen Tag härter arbeiten, nur weil ich einen Bonus bekomme."

Rätselraten herrscht indes darüber, wie die Deutsche Bank bei allem Sparen und Schrumpfen dauerhaft Geld verdienen will. Das Institut will mehr Geschäft mit Superreichen und vor allem Unternehmenskunden machen. Analysten überzeugte das angesichts des harten Wettbewerbs in der Branche zunächst nicht.

Cryan lässt keinen Zweifel an seiner Entschlossenheit, eine "bessere Deutsche Bank" zu bauen. Statt eines allmählichen „Kulturwandels" wie seine Vorgänger setzt er auf Kulturschock: „Worte reichen nicht mehr, Taten sind gefordert."

Ausgestoppt

Der Chart der Deutschen Bank spricht Bände: Die Börse hat derzeit keine Geduld, auf die große Wende bei der Deutschen Bank zu warten. Da sind andere Titel aus dem Finanzsektor derzeit einfach viel versprechender, zum Beispiel Berkshire Hathaway oder die Allianz. Die Deutsche-Bank-Aktie fiel jüngst unter den Stoppkurs des AKTIONÄR. Ein Neueinstieg drängt sich aktuell nicht auf.

(Mit Material von dpa-AFX)

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