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Die Uhr tickt: Was macht EZB-Präsident Draghi - und wie reagieren DAX, Euro und Co?

Die Uhr tickt: Was macht EZB-Präsident Draghi - und wie reagieren DAX, Euro und Co?
Foto: Börsenmedien AG
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Michael Schröder 30.11.2015 Michael Schröder

Am kommenden Donnerstag (3. Dezember) ist es soweit: Die Europäische Zentralbank (EZB) äußert sich zur ihrer künftigen Geldpolitik. Die Mehrheit der Beobachter erwartet sowohl eine Ausweitung des Anleihekaufprogramms als auch eine Senkung des Einlagensatzes, da nur so die Finanzmärkte beeindruckt werden könnten. DAX und Co haussieren, der Euro fällt.

Derzeit kauft die EZB monatlich Anleihen im Wert von 60 Milliarden Euro monatlich. Die Notenbank hat versprochen, diese Käufe bis September 2016 fortzusetzen. Der Leitzins liegt bei rekordniedrigen 0,05 Prozent. Der Einlagensatz, zu dem Banken Geld bei der EZB parken können, beträgt minus 0,2 Prozent. Die Banken müssen also eine Art Gebühr entrichten.

EZB-Präsident Mario Draghi hatte bereits auf der letzten Sitzung angekündigt, dass man die bisherige Geldpolitik im Dezember überprüfen wolle, um die Inflationsrate so schnell wie möglich wieder nach oben zu treiben. Die Inflationsrate bewegt sich seit längerem um die Nulllinie herum, während die EZB mittelfristig eine Rate von knapp zwei Prozent anstrebt. Eine Reihe von Ratsmitgliedern hat zuletzt eine weitergehende geldpolitische Lockerung signalisiert. Zudem berichteten Medien, dass die Notenbank wohl tief in ihren Instrumentenkasten greifen wird.

Die Mehrheit der Beobachter erwartet daher eine Senkung des Einlagensatzes. Im Schnitt erwarten die Experten, dass der Einlagensatzes auf minus 0,3 Prozent fällt. Schließlich hat die Notenbank in ihrem letzten Protokoll festgestellt, dass negative Zinssätze anderer Notenbanken keine größeren Schwierigkeiten bereitet hätten. Viele Beobachter schließen auch eine noch weitergehende Senkung nicht aus, da EZB-Chef Draghi offenbar Wert darauf legt, die Märkte zu überraschen. Eine Enttäuschung der Märkte könnte gar zu einer Aufwertung des Euro und einem Anstieg der Renditen am Anleihemarkt führen. Im Vorfeld der Sitzung hatte der Euro kräftig an Wert verloren. Dies kommt der EZB entgegen, da so die Preise für importierte Güter steigen.

Bei dem Anleihekaufprogramm wird fast einhellig eine Ausweitung um zehn bis 15 Milliarden Euro erwartet. Die Experten der Dekabank gehen allerdings davon aus, dass die Notenbank das monatliche Volumen der Anleihekäufe zunächst nicht verändert, jedoch signalisieren werde, diese Käufe so lange fortzusetzen, bis sich das Inflationsumfeld hinreichend verbessert habe. Realistisch sind laut Dekabank Medienberichte, denen zufolge die EZB einen gestaffelten Einlagensatz plant, bei dem Banken auf einen Teil ihrer Überschussreserven einen noch höheren Strafzins zu zahlen hätte.

Die Postbank erwartet eine Ausweitung der Wertpapierkäufe, zweifelt hingegen an einer Senkung des Einlagensatzes. "Die anhaltende konjunkturelle Erholung im Euroraum sowie eine leichte Aufwärtsbewegung beim Preisniveau am aktuellen Rand sprechen unserer Ansicht nach gegen einen solchen Schritt zum jetzigen Zeitpunkt", heißt es in einem Kommentar. Die Postbank verweist zudem auf die positive Entwicklung der Kreditvergabe in der Eurozone. "Wir erwarten daher, dass zwar eine Ausweitung des Anleiheankaufprogramms beschlossen wird, es jedoch zugleich ein knappes Votum gegen eine weitere Absenkung der Leitzinsen im EZB-Rat geben wird."

Entscheidend auch für die weitere Geldpolitik dürften die Projektionen der Notenbank sein. Bisher erwartet die EZB für das Jahr 2016 eine Inflationsrate von 1,1 Prozent. Hier rechnen 80 Prozent der von Bloomberg befragten Volkswirte mit einer weiteren Absenkung. Für das Jahr 2017 geht die EZB noch von 1,7 Prozent aus. Hier prognostizieren 70 Prozent eine weitere Senkung. Es ist also gut möglich, dass die EZB mit ihrer Lockerungspolitik noch nicht am Ende ist.

Darüber hinaus stehen noch weitere richtungsweisende Termine auf der Agenda. Ein weiteres Top-Ereignis ist dabei am Freitag der monatliche Arbeitsmarktbericht aus den USA.

Was bedeutet das für den DAX? Nach der Verschnaufpause am Freitag könnte sich die Rallye - zumindest bis Donnerstagmittag - fortsetzen. Angesichts der Dynamik ist dabei ein direkter Durchmarsch bis zum nächsten massiven charttechnischen Widerstandsbereich bei 11.800 Punkten nicht mehr auszuschließen. Mit den Aussagen von EZB-Chef Draghi am Donnerstagnachmittag werden die Karten dann neu gemischt. Zwischen Gewinnmitnahmen und Beschleunigung der Aufwärtsbewegung ist alles möglich. Mehr zum DAX sehen Sie im Vorfeld im täglichen DAX-Check im aktionaer.tv oder lesen Sie an dieser Stelle.

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(Mit Material von dpa-AFX)

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