John Cryan hat die Aktionäre der Deutschen Bank am Donnerstag schockiert. Der neue Chef von Deutschlands Marktführer will die kommenden zwei Jahre keine Dividende ausschütten. Die Analysten bleiben cool.
Das Düsseldorfer Bankhaus Lampe hat die Einstufung für Deutsche Bank nach der Ankündigung einer neuen Strategie auf "Kaufen" mit einem Kursziel von 32 Euro belassen. Die Ziele seien ermutigend und ein Zeichen dafür, dass der neue Vorstand sich deutlichen Veränderungen verschrieben habe, schrieb Analyst Neil Smith in einer Studie vom Donnerstag. Das sollte die Enttäuschung über die gestrichene Dividende mehr als ausgleichen.
Das Analysehaus S&P Capital IQ hat das Kursziel für die Deutsche-Bank-Aktie von 25 auf 27 Euro angehoben, die Einstufung bleibt aber auf „Halten“. Das erhöhte Kursziel reflektiere ein Kurs/Buchwert-Verhältnis von 0,7 auf Basis der Konsenserwartungen für 2016, schrieb Analyst Firdaus Ibrahim in einer Studie vom Donnerstag. Der Abschlag auf die Papiere der Konkurrenz sei angesichts der niedrigeren Kapitalrendite und Kapitalquoten gerechtfertigt. Über eine Kapitalerhöhung könnte der deutsche Branchenprimus den Fokus wieder auf Profitabilitätsmaßnahmen legen. Sie finde aber wohl nicht statt.
Morgan-Stanley-Analyst Huw Van Steenis nennt Cryans Strategie auf den ersten Blick enttäuschend und nicht ambitionierter als die Planungen unter dem alten Co-Chef Anshu Jain. Er stuft die Aktie weiterhin mit „Equal-weight“ ein.
Cryan hat noch viel zu tun
DER AKTIONÄR hält Cryans Strategie auf den ersten Blick für in Ordnung. Die Dividendenstreichung tut zwar weh, aber wenn dieser Schritt eine Kapitalerhöhung verhindert, dann hat Cryan richtig gehandelt. Fest steht: Die Deutsche Bank hat noch einen langen, steinigen Weg vor sich, bis das Unternehmen wieder halbwegs so gut dasteht wie vor der Finanzkrise. Wer ein konservatives Investment sucht, liegt mit der Deutschen Bank falsch. Spekulativ orientierte Anleger, die auf Cryans Sanierungskünste setzen, bleiben investiert.
(Mit Material von dpa-AFX)