Der schwache Euro hat im ersten Quartal die Geschäfte der DAX-Konzerne kräftig beflügelt. Insgesamt war der Jahresauftakt nach Berechnung der Unternehmensberatung Ernst & Young für die DAX-Größen bei Umsatz und Gewinn das beste erste Quartal überhaupt. Wie geht es weiter?
Die 30 DAX-Konzerne haben laut Ernst & Young (EY) im ersten Quartal ihre Umsätze zusammengerechnet um neun Prozent auf 336 Milliarden Euro gesteigert. Die Abwertung der europäischen Gemeinschaftswährung sorgte quasi für ein kleines Konjunkturprogramm. Exporte außerhalb der Eurozone erhielten dadurch einen Schub, weil deutsche Waren dort billiger wurden und die Nachfrage nach ihnen anzog.
EY schätzt den positiven Effekt im ersten Quartal auf mindestens 17 Milliarden Euro. Das heißt: Mindestens 60 Prozent ihres Umsatzwachstums verdankten die Unternehmen im deutschen Leitindex dem schwachen Euro. Die Gewinne hinkten zwar hinterher. Ihr Ergebnis vor Zinsen und Steuern steigerten die DAX-Konzerne nur um drei Prozent auf 32,8 Milliarden Euro. Dennoch war auch das ein Rekord.
So manchem Unternehmen wie dem Nivea-Hersteller Beiersdorf rettete der niedrige Euro-Kurs das Quartal. Aus eigener Kraft wäre der Konzern in den ersten drei Monaten so gut wie gar nicht gewachsen. Bei anderen Unternehmen, die auch ohne Rückenwind vom Euro zugelegt hätten, beschleunigte sich das Wachstum, etwa bei Fresenius, Linde, Adidas oder BMW.
Doch der schwache Euro hat durchaus auch eine Kehrseite. Fallen Kosten in Dollar an, dann kann das teuer werden. Rohstoffe, die in Dollar gehandelt werden, kosten plötzlich mehr, was etwa die Lufthansa beim Kauf von Kerosin zu spüren bekommt. Auch der Rückversicherer Munich Re kann sich nur bedingt über den schwachen Euro freuen. Zwar fallen die Prämieneinnahmen im Ausland höher aus, allerdings werden die versicherten Schäden ebenfalls in der jeweiligen Währung beglichen.
Der Deutschen Bank, die zwar im Tagesgeschäft von den Schwankungen an den Finanzmärkten profitiert, tat wiederum die 2,5 Milliarden Dollar schwere Strafe von britischen und amerikanischen Behörden wegen des Libor-Skandals um manipulierte Zinssätze so besonders weh. Der Stahlkonzern ThyssenKrupp machte Währungseffekte dafür verantwortlich, dass sich seine Schulden von Ende Dezember bis Ende März um rund 400 Millionen auf 4,6 Milliarden Euro erhöhten. Der Konzern finanziert seine Auslandsgeschäfte oft in der jeweiligen Währung.
Wie geht es weiter?
Der Euro legte zuletzt gegenüber dem Dollar wieder zu. Die meisten Marktbeobachter gehen aber davon aus, dass der Dollar mit einem Anziehen der US-Konjunktur und der zu erwartenden Zinswende in den USA wieder an Fahrt gewinnen wird. EY-Experte Thomas Harms mahnt dennoch zur Vorsicht. "Auch ein schwacher Euro wird nicht dauerhaft überdecken können, dass die Weltwirtschaft aktuell an Dynamik verliert“.
(dpa-AFX)