Während bei Wirecard die Vorbereitungen für die endgültige Zerschlagung laufen und die Aktie Richtung Pennystock-Niveau taumelt, hat die Financial Times die Pläne des Unternehmens zur Übernahme der Deutschen Bank unter die Lupe genommen. Es ging dabei um schier endlosen Größenwahn und die Hoffnung, das Milliarden-Loch in der Bilanz zu kaschieren.
Dass es bei Wirecard im vergangenen Jahr ernsthafte Bestrebungen zur Übernahme der Deutschen Bank gab, ist bereits seit Ende Juni bekannt. Ein aktueller FT-Artikel lässt das Projekt mit dem Codenamen „Panther“ allerdings in einem neuen Licht dastehen.
Durch den Zusammenschluss sollte unter dem Namen „Wirebank“ ein Unternehmen entstehen, das „denkt und handelt wie ein Fintech, mit der Größe einer globalen Bank“, heißt es laut dem Bericht in einer Präsentation der Unternehmensberatung McKinsey aus dem vergangenen November. Der damalige Wirecard-CEO Markus Braun hatte die Berater angeheuert, um den Mega-Deal vorzubereiten.
Zu diesem Zeitpunkt waren Wirecard und Deutsche Bank jeweils rund 14 Milliarden Euro wert. Durch den Zusammenschluss hätte der Börsenwert nach McKinsey-Berechnungen jedoch auf rund 50 Milliarden Euro steigen können. Für Markus Braun wäre die Übernahme der traditionsreichen Deutschen Bank vermutlich die Krönung seiner Karriere gewesen.
Milliarden-Loch sollte verschwinden
Darüber hinaus hätte der Deal aber noch einen weiteren großen Vorteil gehabt: Es hätte der wundersame Ausweg aus dem milliardenschweren Betrug im Asien-Geschäft sein können. Denn während die fehlenden 1,9 Milliarden Euro bei Wirecard einen guten Teil der Bilanzsumme ausmachten, wären sie eingebettet in die Billionen-Bilanz der Deutschen Bank kaum mehr aufgefallen. Und im Nachhinein hätte man das fehlende Beträge womöglich mit Abschreibungen wegargumentieren können.
Dass es nicht soweit kam, ist der Bilanz-Sonderprüfung durch KMPG zu verdanken. Statt dem erhofften Freispruch brachte diese eine regelrechte Lawine ins Rollen, die den mutmaßlichen Betrug bei Wirecard letztlich auffliegen ließ und in der Insolvenz des einstigen Überfliegers endete.
Das letzte Kapitel
Nach der offiziellen Eröffnung des Insolvenzverfahrens am Dienstag liegt es nun an Insolvenzverwalter Michael Jaffé, den Scherbenhaufen zusammenzufegen. Durch die Zerschlagung und den Verkauf von Unternehmensteilen muss er nun versuchen, die Verluste der Gläubiger zu reduzieren. Den Großteil der 3,2 Milliarden Euro an ausstehenden Krediten können diese aber wohl getrost abschreiben.
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