Zwei Monate nach dem Insolvenzantrag von Wirecard hat das Amtsgericht München das Insolvenzverfahren über den Zahlungsabwickler eröffnet. Das teilte Insolvenzverwalter Michael Jaffé am Dienstag in München mit. Jetzt werde 730 Mitarbeitern sowie dem Vorstand gekündigt.
Die Verfügungsgewalt über das Vermögen der Wirecard AG und sechs deutscher Wirecard-Gesellschaften gingen auf den Insolvenzverwalter über, und sie müssten Löhne und Gehälter nun wieder selbst erwirtschaften und bezahlen, erklärte Jaffé. Unter der vorläufigen Insolvenzverwaltung sei es gelungen, „das laufende Geschäft zu stabilisieren und die Basis für eine weitere Fortführung zu schaffen“.
Um eine Fortführung zu ermöglichen und die Option für eine Verwertung des Kerngeschäfts zu erhalten, seien aber tiefgreifende Einschnitte dringend erforderlich. Neben der Entlassung eines großen Teils der Wirecard-Belegschaft hierzulande würden nun auch Miet- und Leasingverträge gekündigt.
Entlassungswelle rollt
Laut Medienberichten sei über die Hälfte der verbliebenen Mitarbeiter am Standort Aschheim am Montagabend per E-Mail über die unbezahlte und sofortige „Freistellung von der Arbeitsleistungspflicht“ informiert worden (DER AKTIONÄR berichtete).
Im Zuges des Insolvenzverfahrens wird nun 730 Beschäftigten hierzulande gekündigt. Rund 570 Mitarbeiter bleiben zunächst beschäftigt, darunter auch 220 bei der Wirecard Bank, die nicht Teil der Insolvenz des Mutterkonzerns ist.
Auch die Verträge des neuen Vorstandschefs James Freis sowie von Finanzvorstand Alexander von Knoop und Produktvorständin Susanne Steidl werden nun insolvenzbedingt gekündigt. Speziell bei den beiden letztgenannten hatte der bisherige Verbleib im Unternehmen bereits für Verwunderung gesorgt, da sie ebenfalls längst im Fokus der Staatsanwaltschaft stehen.
Update zur Zerschlagung
Im Verkaufsprozess für das Kerngeschäft und die nicht insolvente Wirecard Bank AG „stehen wir aktuell mit mehreren namhaften Interessenten in Verhandlungen über einen Erwerb. Die Erlöse aus der Verwertung werden dabei den Gläubigern zugutekommen“, sagte Jaffé. Die Verwertung weiterer Wirecard-Beteiligungen weltweit mache Fortschritte. Die erste Gläubigerversammlung soll voraussichtlich am 18. November in München stattfinden.
Während die Vorbereitungen für die Abwicklung von Wirecard nun offiziell begonnen haben, taumelt der Aktienkurs weiter in Richtung Pennystock-Niveau. Für Anleger ist hier nichts mehr zu holen.
Mit Material von dpa-AFX.