Die Wirecard-Pleite hat nun auch Konsequenzen für die verbliebenen Mitarbeiter: Am Montag hat das Unternehmen zahlreiche Beschäftigte der Konzernzentrale in Aschheim bei München freigestellt – und zwar ab sofort und ohne Bezahlung.
Informiert wurden die Mitarbeiter am Montagabend per E-Mail mit dem Betreff „Freistellung von der Arbeitsleistungspflicht“, berichtet das Finanzportal Finance Forward, dem das Schreiben vorliegt. Laut Unternehmensinsidern sei eine dreistellige Zahl von Mitarbeitern betroffen, die Rede ist sogar von der Hälfte der mehr als 1.000 Beschäftigten am Standort Aschheim. Wirecard und der Insolvenzverwalter haben sich dazu bislang nicht geäußert.
Auch wenn nach der Insolvenz bereits eine Entlassungswelle befürchtet wurde, sei die Nachricht für viele eine böse Überraschung gewesen. Denn die Freistellung erfolge nicht nur ab sofort und unwiderruflich, sondern auch ohne Bezahlung: „Eine Fortzahlung Deiner Vergütung für die Zeit ab dem 25.08.2020 ist zulasten der Insolvenzmasse nicht möglich“ zitiert das Portal aus der Wirecard-Mail.
Dass die Freistellung so kurz vor dem Monatsende erfolgt, könnte auch mit der geplanten Betriebsratswahl zusammenhängen, die am heutigen Dienstag stattfinden soll. „Es ist nicht auszuschließen, dass das Management die Mitarbeiter kurz vor der Betriebsratswahl verunsichern will“, sagt Kevin Voss von Verdi gegenüber Finance Forward.
Wirecard-Pleite hat viele Verlierer
Wer konnte, habe das sinkende Schiff bereits in den letzten Monaten verlassen, heißt es zuletzt in Medienberichten. Ein sechsköpfiges Team des Wirecard Innovation Labs sei beispielsweise zum Berliner Fintech-Unternehmen Finleap abgewandert. Für die verbliebenen Mitarbeiter ist die unbezahlte Freistellung umso bitterer. Neben Gläubigern und Aktionären sind sie die Verlierer des Wirecard-Skandals.