Die Demontage des einstigen Tech-Überfliegers nimmt ihren Lauf: Bis Freitagabend konnten Interessenten ihre Gebote für das Kerngeschäft von Wirecard abgeben. In Kürze dürfte sich entscheiden, wer den Zuschlag bekommt. CEO James Freis ist derweil nun von Bord gegangen.
Unter den Bietern für die Wirecard Bank und angeschlossene Unternehmensteile seien unter anderem noch die Finanzinvestoren Apollo und KKR, der italienische Finanzdienstleister SIA, die spanische Banco Santander und die Berliner Solarisbank. Das berichtete das Handelsblatt unter Berufung auf Finanzkreise. Auf der britische Telekom-Konzern Lycamobile werde demnach als potenzieller Käufer gehandelt.
Direkte Rivalen aus der Payment-Branche wie Nets oder Worldline seien bereits früh abgesprungen. Der niederländische Konkurrent Adyen hatte von vorne herein abgelehnt – und stattdessen einfach verunsicherte Wirecard-Kunden abgefischt. Die Deutsche Bank ist ebenfalls aus dem Rennen um die Wirecard Bank (DER AKTIONÄR berichtete).
Es liegt nun an Insolvenzverwalter Michael Jaffé, das beste Gebot für das Herzstück von Wirecard auszuwählen. Medienberichten zufolge will er durch den Verkauf zentraler Bereiche mindestens 100 Millionen Euro einnehmen. Im Interesse der Gläubiger, denen der Pleite-Konzern noch 3,2 Milliarden Euro schuldet, muss Jaffé einen möglichst hohen Erlös erzielen. Gleichzeitig drängt die Zeit, denn Kunden und Mitarbeiter der betreffenden Unternehmensteile flüchten in Scharen.
Alle Vorstände entlassen
Gegangen ist inzwischen auch Vorstandschef James Freis, der erst im Juni den Posten vom langjährigen und inzwischen inhaftierten Wirecard-CEO Markus Braun übernommen hatte. Nach kurzem Gastspiel in Aschheim hatte der US-Amerikaner am Freitag seinen Arbeitstag für den Zahlungsabwickler. Das Sagen hatte zuletzt aber ohnehin bereits der Insolvenzverwalter.
Auch die Vorstandsverträge mit den CFO Alexander von Knoop und CPO Susanne Steidl wurden gekündigt. Letztere ist aber noch als externe Beraterin des Insolvenzverwalters aktiv. Gegen beide ermittelt die Staatsanwaltschaft.
Für die Aktie von Wirecard geht es zu Wochenbeginn zunächst etwas bergauf, nachdem sie in der Vorwoche wieder unter die Marke von einem Euro gefallen war. Kurzfristig dürfte die Schwankungsbreite aber hoch bleiben. Die Papiere eignen sich daher allenfalls noch für Trader.