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15.09.2020 Nikolas Kessler

Wirecard: Geld vom Staat – trotz Vorwürfen

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Wirecard

Noch bevor der parlamentarische Untersuchungsausschuss zum Wirecard-Skandal offiziell die Arbeit aufnimmt, rückt die staatseigene, zu hundert Prozent der KfW gehörende IPEX-Bank in den Fokus. Die soll laut einem Medienbericht auch nach Bekanntwerden der Bilanz-Vorwürfe noch Kreditlinien des Zahlungsabwicklers verlängert haben.

In einer Antwort auf eine Informationsbitte der Bundestagsabgeordneten aus dem Finanzausschuss räumt das Bundesfinanzministerium von Olaf Scholz (SPD) ein, dass eine Kreditlinie in Höhe von 100 Millionen Euro für Wirecard durch die IPEX-Bank, die im September 2018 bewilligt worden war, „im September 2019 für ein Jahr verlängert“ wurde. Das berichtet Der Spiegel, dem das entsprechende Dokument vorliegt.

Verdachtsmomente und Warnhinweise waren bereits da

Problematisch ist dies insbesondere, weil während des einen Jahres, in dem der Kredit bereits lief, eine Reihe von schwerwiegenden Verdachtsmomenten zu Manipulationsvorwürfen bekannt geworden waren. Allen voran die Financial Times (FT) berichtete bereits seit Januar 2019 immer wieder über Unstimmigkeiten in der Bilanz des Zahlungsabwicklers.

Nach Spiegel-Informationen befand sich in der Jahresbilanz 2018 zudem bereits ein „seitenlanger Warnhinweis“ der Wirtschaftsprüfer von EY, „den Kredit-vergebende Banken durchaus hätten einsehen können“. Dennoch sei der aus Staatsgeld gespeiste Kredit verlängert worden.

Geld, dass die IPEX-Bank und somit auch der Staat nach der spektakulären Wirecard-Insolvenz zu einem Großteil abschreiben können. Die KfW-Tochter hat ihre Rückzahlungsansprüche laut dem Bericht an die irische Investmentfirma Trinity verkauft. Die Rede ist dort von einem bis zu 90-prozentigen Abschlag auf die ursprüngliche Kreditsumme. Wie hoch dieser tatsächlich ausfiel, wollte die Bundesregierung nicht öffentlich kommentieren.

Wirecard (WKN: 747206)

Aufklärung und Konsequenzen erforderlich

Die Kreditverlängerung durch die KfW-Tochter ist ein weiteres Beispiel für den laxen Umgang staatlicher Instanzen im Fall Wirecard – und zeigt, wie wichtig die politische Aufarbeitung des Skandals ist. Für die Gläubiger und Aktionäre von Wirecard kommt das freilich zu spät. Sie dürften auf enormen Verlusten sitzen bleiben.

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