Im ohnehin schwachen Gesamtmarkt zählen die Papiere von Commerzbank und Deutscher Bank zu den größten Verlierern. Neben der der allgemeinen Angst vor einer neuen Corona-Welle drücken dabei auch neue Geldwäsche-Vorwürfe auf die Kurse.
Im Kampf gegen internationale Geldwäsche gibt es nach Recherchen des internationalen Journalisten-Netzwerks ICIJ nach wie vor erhebliche Defizite. Laut dem Datenleck „FinCEN-Files“, über die in Deutschland zuerst WDR, NDR und Süddeutsche Zeitung berichtet hatten, sollen Großbanken auf der ganzen Welt Transaktionen in Milliardenhöhe für fragwürdige Kunden abgewickelt mitunter nur sehr zögerlich oder zum Teil mit jahrelanger Verspätung gemeldet haben.
Insgesamt handelt es sich nach Angaben der beteiligten Medien bei den „FinCEN-Files“ um mehr als 2.100 Geldwäsche-Verdachtsmeldungen aus den Jahren 2000 bis 2017. Die Gesamtsumme der fraglichen Transaktionen liege bei etwa zwei Billionen US-Dollar (rund 1,7 Billionen Euro).
Auch deutsche Banken auf der Liste
Ganz vorne mit dabei ist wieder einmal die Deutsche Bank, auf die nach Informationen von dw.com etwa 62 Prozent der Verdachtsmeldungen und mit 1,3 Billionen Dollar über die Hälfte der fraglichen Summe entfallen soll.
Besonders pikant: Laut den Recherchen soll das Institut auch nach 2015 noch Zahlungen für verdächtige Personen und Unternehmen getätigt haben. Damals hatte die Bank in den USA bereits 258 Millionen Dollar Strafe wegen ähnlicher Vorwürfe bezahlt. In aktuelleren Fällen könnte die Deutsche Bank ihren Kunden etwa dabei geholfen haben, die Sanktionen gegen den Iran sowie gegen Russland zu unterlaufen.
Auch die Commerzbank taucht in den geleakten Datensätzen auf – allerdings in weitaus geringerem Umfang. Dort belaufe sich das Volumen der verdächtigen Zahlungen „nur“ auf zwei Milliarden Euro.
CoBa und Deutsche Bank weisen Vorwürfe zurück
Bei Deutschlands größtem Geldhaus hieß es am Sonntag auf Anfrage, das ICIJ habe über eine Reihe historischer Themen berichtet. Soweit sie die Deutsche Bank beträfen, seien diese den Aufsichtsbehörden bekannt. Die Themen seien untersucht, es habe Einigungen mit Behörden gegeben. „Wo nötig und angemessen, haben wir Konsequenzen gezogen. Die Bank hat massiv in die Verbesserung der Kontrollen investiert, und wir konzentrieren uns mit Nachdruck darauf, unseren Verantwortlichkeiten und Verpflichtungen nachzukommen“, sagte ein Sprecher.
Ähnlich äußerte sich zwischenzeitlich auch die Commerzbank: Die in den „FinCEN-Files“ genannten Themen seien bekannt und beruhten auf Verdachtsmeldungen, die die Commerzbank überwiegend im Zeitraum 2010 bis 2016 an die Aufsichtsbehörden getätigt habe, erklärte das Institut am Montag.
Die Anleger kann das allerdings nicht wirklich beruhigen. Im ohnehin schwachen Gesamtmarkt verlieren die Papiere der Commerzbank am Montagnachmittag rund fünf Prozent, bei der Deutschen Bank sind es sogar fast acht Prozent.
Selbst neu angefachte Übernahmespekulationen in der Branche können daran zunächst nichts ändern. Investierte Anlege bleiben vorerst dabei, sollten aber die Stoppkurse bei 4,00 Euro (Commerzbank) beziehungsweise 6,80 Euro (Deutsche Bank) im Auge behalten.
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