Die Commerzbank hat nach der überraschenden Rücktrittsankündigung von Martin Zielke im Juli einen neuen Vorstandschef: Der Neue soll Anfang Januar 2021 die Leitung von Deutschlands zweitgrößter Bank übernehmen und kommt von der Deutschen Bank.
Manfred Knof übernimmt zum 1. Januar 2021 die Nachfolge des scheidenden CEO Martin Zielke, wie der Frankfurter MDAX -Konzern am Samstagabend nach einer Aufsichtsratssitzung mitteilte. Die Personalie stehe noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Aufsichtsbehörden.
Der Jurist Knof leitet seit dem 1. August 2019 das Privatkundengeschäft der Deutschen Bank. Zuvor war der heute 55 Jährige unter anderem Deutschlandchef beim Versicherungskonzern Allianz. Knof sei „ein erfahrener und umsetzungsstarker Topmanager, der sich in unterschiedlichsten Aufgaben in der Finanzdienstleistungsindustrie bewiesen hat“, erklärte Commerzbank-Aufsichtsratschef Hans-Jörg Vetter.
Mit der Berufung Knofs hat der erst Anfang August als Chefkontrolleur des teilverstaatlichten Instituts angetretene Vetter die Nachfolge von Zielke überraschend schnell geregelt. Zielke hatte nach scharfer Kritik von Investoren Anfang Juli seinen Rücktritt angekündigt. Die Bank hatte daraufhin entschieden, den Vertrag mit dem seit Anfang Mai 2016 amtierenden Konzernchef spätestens zum 31. Dezember aufzulösen.
Knof muss kernsanieren
Zielke hatte eingeräumt, dass die im Herbst 2019 beschlossenen Maßnahmen nicht durchschlagend genug waren, um das Institut im Zinstief profitabler zu machen. Der US-Fonds Cerberus als zweitgrößter Aktionär des Instituts hatte der Führung der Commerzbank vorgeworfen, „über Jahre eklatant versagt“ zu haben.
Die neue Commerzbank-Führung steht vor harten Einschnitten: Seit Monaten wird intern über eine Verschärfung des Sparkurses diskutiert. Die Zahl der zuletzt knapp 40.000 Vollzeitstellen könnte um bis zu ein Viertel gekappt werden. Von 1.000 Filialen könnten gerade einmal 200 übrigbleiben, in denen Kunden sich beraten lassen können (DER AKTIONÄR berichtete).
Über Zielkes Nachfolge wurde zuletzt eifrig spekuliert. Dass nun ein Nachfolger feststeht, ist grundsätzlich positiv – denn nun kann die überfällige Sanierung der Commerzbank in die nächste Phase gehen. Das dürfte allerdings auch weitere Einschnitte von allen Beteiligten erfordern.
Der Commerzbank-Aktie könnte die Nachricht am Montag dennoch neue Impulse liefern. Trader können dieses Szenario spielen. Längerfristig orientiere Anleger warten vor dem Wiedereinstieg konkrete Maßnahmen ab.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Commerzbank.
Aktien von Commerzbank befinden sich im AKTIONÄR-Depot.
Mit Material von dpa-AFX.