In einem schwachen Gesamtmarkt knickte die Commerzbank am Freitag deutlich ein und trug die rote Laterne im DAX. Die komplette europäische Bankenbranche musste einen Rücksetzer hinnehmen. Bei der Commerzbank kamen indes noch zwei Themen hinzu, die auch in der neuen Woche für niedrigere Kurse sorgen dürften.
Das hatte es lange nicht mehr gegeben: Die Commerzbank führte bis vor wenigen Tagen den Branchenindex Euro-Stoxx-Banks an. Dabei hatte die Aktie im fast zu Ende gegangenen ersten Quartal mehr als 50 Prozent Gewinn gemacht. Doch nun hat sich wieder die Société Générale an die Spitze geschoben. Die Commerzbank-Aktie ist mit einer Performance von nur noch 38,2 Prozent auf den fünften Rang abgerutscht.
Damit haben sich die Banco Santander, Banca Popolare di Sondrio und die Caixabank vor die Frankfurter geschoben. Finanzinstitute aus Spanien und Italien waren bereits 2024 in der Spitzengruppe der Bankaktien in Europa dabei. Von höheren Zöllen im Handel mit den USA sollten Spanien und Italien aufgrund ihrer Wirtschaftsstruktur weit weniger betroffen sein als Deutschland.
Am 2. April sind aus den USA neue Zölle auf verschiedene Warengruppen zu erwarten. Letzte Woche belasteten bereits Autozölle in Höhe von 25 Prozent deutsche Hersteller. Die Angst vor harten Anpassungen wächst, was auch das Wirtschaftswachstum beeinträchtigen würde – und damit indirekt die Commerzbank.
Zudem belastete eine Aussage von UniCredit-CEO Andrea Orcel, die dieser auf der Hauptversammlung der italienischen Großbank machte. Er sagte, man könne den bisher erworbenen Commerzbank-Anteil auch mit Gewinn verkaufen. Da die Commerzbank-Aktie in den letzten Monaten stark von der Übernahmefantasie profitierte, war das ein Rückschlag.
Orcel hat im Übernahmekrimi der Commerzbank bereits mehrfach taktiert und dann anders gehandelt als angekündigt. Fakt ist, dass der Kurs der Commerzbank in den letzten Wochen Niveaus erreicht hat, die eine Übernahme für die Italiener nicht mehr rentabel machen könnten. Daher ist fraglich, ob Orcel wirklich Abstand von einer Fusion nimmt oder gezielt mit seinen Aussagen die Kurse zum Purzeln bringt, um dann später doch noch zuzugreifen.
Aus charttechnischer Sicht wird es nun gefährlich, denn der Aufwärtstrend bei 22,87 Euro, der seit Anfang des Jahres bestand, wurde nun gerissen. Das Volumen lag mit 7,81 Millionen Stück über dem Durchschnitt der letzten 10 Tage von 7,04 Millionen. Ein Neueinstieg drängt sich daher nicht auf, investierte Anleger beachten den Stopp bei 18,50 Euro.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank