Die Aktionäre des Kochboxversenders HelloFresh dürften an diesem Montag ihre Wunden lecken. Nachdem das Unternehmen am Freitag seine Prognosen einkassierte und die Aktie daraufhin um 42 Prozent einbrach, geht es jetzt darum, die Situation neu zu bewerten und die richtigen Schlüsse zu ziehen. Die Analystenurteile gehen weitestgehend in dieselbe Richtung.
In einer ersten Reaktion sprachen die Investmenthäuser von einer großen Enttäuschung und den HelloFresh-Vorständen jegliche Glaubwürdigkeit ab. Die Manager des Essenslieferanten hatten erst im November 2023 eine Umsatz- und Gewinnwarnung ausgegeben und die eigene Prognose gesenkt.
Am Montag treten einige Analystenhäuser mit ihren Updates zu HelloFresh in Erscheinung. Bernstein Research beispielsweise hat sein Kursziel von 11,00 auf 5,30 Euro mehr als halbiert. Der Kochboxenanbieter stehe am Scheideweg, schrieb Analyst William Woods. Der eine führe mit einer Konzentration auf das Kerngeschäft zur Trendwende, der andere könnte ins Aus führen.
Metzler und die UBS stufen HelloFresh neuerdings mit "Sell" ein. Während die Schweizer ihr Ziel von 11,50 auf 5,80 Euro gesenkt haben, reduzierte Metzler den fairen Wert auf 6,00 Euro.
Für Trion Reid von der Privatbank Berenberg ist das Geschäft noch nicht kaputt. Er verweist darauf, dass das Unternehmen weiterhin profitabel ist und kein Geld verschwendet. Das starke Wachstum im Bereich Fertiggerichte sei eindeutig positiv, auch wenn die Schwäche bei Kochboxen Anlass zur Sorge gibt. Er sei sich bewusst, dass der Markt wahrscheinlich eine abwartende Haltung einnehmen wird, bis es Anzeichen dafür gibt, dass sich das Kerngeschäft stabilisieren und wieder wachsen wird – was einige Zeit dauern könnte. Laut Reid ist HelloFresh mittlerweile eine Aktie für mutige Schnäppchenjäger – angesichts der Bewertung (EV/EBITDA-Verhältnis von 3,2) behält er seine Kaufempfehlung bei.
Nach den starken Kursverlusten in den letzten Wochen und Tagen ist die Wahrscheinlichkeit vorhanden, dass die HelloFresh-Aktie kurzfristig zu einer technischen Gegenbewegung ansetzt. Es gibt aber deutlich bessere Aktien als den Kochboxenversender, weshalb wir weiter an der Seitenlinie verharren.