Auch Zalando litt zuletzt unter der eher flauen Konsumstimmung. Mit den am Dienstag (7.März) zur Veröffentlichung stehenden Zahlen für das abgelaufene Jahr wird sich zeigen, wie groß die Belastung tatsächlich war. Besonders im Fokus steht der Ausblick: Kann der Online-Modehändler trotz einer weiter niedrigen Konsumnachfrage Fortschritte bei der Rentabilität erzielen? Erreicht werden soll dies etwa durch Effizienzgewinne, Kosteneinsparungen und das Zurückfahren beim Marketing.
Das früher so wachstumsverwöhnte Unternehmen, musste zuletzt Umsatzrückgänge und eine sinkende Profitabilität verkraften. Hohe Lagerbestände in der Branche und eine dadurch weiter steigende Wettbewerbsintensität sorgen dabei für einen hohen Rabattdruck auch bei Zalando.
AKTIONÄR-Leser wissen: Daher legte das Unternehmen ein Sparprogramm auf, um die Profitabilität zu sichern. Dies beinhaltet auch den Abbau hunderter Stellen, wie die beiden Co-Vorsitzenden Robert Gentz und David Schneider Ende Februar in einem Brief an die Mitarbeiter ankündigten. Dabei räumten die beiden ein, in den vergangenen Jahren an einigen Stellen zu schnell gewachsen zu sein und Strukturen zu stark aufgebläht zu haben.
Bereits im vergangenen Juni hatte Zalando daher seine ursprünglichen Ziele deutlich zusammengestrichen. Das Bruttowarenvolumen soll 2022 nun am unteren Ende der Spanne von drei und sieben Prozent auf 14,8 bis 15,3 Milliarden Euro steigen. Den Umsatz sieht das Unternehmen stagnieren oder im besten Fall um drei Prozent auf 10,7 Milliarden Euro steigen. Beim bereinigten operativen Ergebnis (EBIT) geht das Management ebenfalls davon aus, nur das untere Ende der in Aussicht gestellten Bandbreite von 180 bis 260 Millionen Euro zu erreichen.
Analysten gehen von einem vergleichsweise flauen vierten Quartal aus. Die letzten drei Monate des Jahres sind mit ihrem Weihnachtsgeschäft und den dazugehörigen großen Aktionstagen die wichtigsten und profitabelsten der Händler. Zalando arbeitet dabei gegen eine hohe Vergleichsbasis aus dem Vorjahr.
Im Schnitt gehen Analysten daher nur von einem leichten Umsatzplus von 3,1 Milliarden auf knapp 3,2 Milliarden Euro aus. Das bereinigte EBIT dürfte von gut 181 Millionen auf 151 Millionen Euro sinken. Für das Gesamtjahr rechnen die Experten mit einem Umsatz von 10,36 Milliarden Euro und damit nahezu auf Vorjahresniveau. Das bereinigte EBIT sehen sie von rund 468 Millionen auf 157,4 Millionen Euro einbrechen. Unter dem Strich dürfte Zalando mit knapp 40 Millionen ebenfalls massiv weniger verdienen als die im Vorjahr erzielten 234,5 Millionen Euro.
Für die weitere Entwicklung zeigte sich Anne Critchlow von Societe Generale aber recht optimistisch. Nach dem auf die Corona-Pandemie folgenden Durchhänger befinde sich der Online-Modehändler nun wieder in besserer Verfassung. Auf mittlere Sicht seien die Aussichten vielversprechend. Für 2023 rechnet sie noch mit einer verhaltenen Umsatzprognose. Credit-Suisse-Analyst Simon Irwin geht davon aus, dass Zalando 2023 seine Preisnachlässe zurückfährt, die operativen Ausgaben besser managt und sein Einkaufsmodell weiter anpasst, um flexibler zu werden.
Im Schnitt gehen die Analysten für 2023 von einem Umsatzanstieg auf knapp 10,9 Milliarden Euro aus. Das bereinigte EBIT sollte sich wieder auf 279 Millionen Euro verbessern. Angesichts abschwellender Inflation sei es Zeit für einen neuen Blick auf die deutschen Mode- und Sportmarken und ihre Einzelhändler, ist Analyst Andreas Riemann von Oddo BHF überzeugt. Er rechnet im zweiten Halbjahr 2023 sowie für 2024 mit einer Gewinnerholung.
Die Aktie konnte sich in den letzten Wochen schon von ihren Tiefstständen lösen. Die Zahlen dürften morgen für frische Impulse sorgen. Die größte Baustelle bei Zalando ist und bleibt die Profitabilität. Werden hier mit den Zahlen für 2022 und dem Ausblick auf das laufende Jahr tatsächlich operative Fortschritte sichtbar, könnte die Aktie nach der laufenden Konsolidierungsphase ihre Aufwärtsbewegung wieder aufnehmen.
(Mit Material von dpa-AFX)