Aus Sicht der Anleger haben sich die beiden Börsengänge von Zalando und Rocket Internet bislang als Rohrkrepierer erwiesen. Sowohl die Aktien der Startup-Schmiede Rocket Internet als auch die Papiere vom Online-Modehändler Zalando legten einen eher mauen Börsenstart hin – und notieren deutlich unter ihrem Ausgabepreis. Auch am heutigen Montag gibt es rote Vorzeichen für beide Neulinge.
Die großen Visionen von Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer ließen die Börse kalt. Weltgrößte Internet-Plattform außerhalb Chinas und der USA? Rund 50 aussichtsreiche junge Internet-Unternehmen unter einem Konzerndach? Eine Zielgruppe von 5,4 Milliarden Menschen? Zog alles nicht bei den Anlegern. Statt eines Kursfeuerwerks gab es beim Börsengang am vergangenen Donnerstag eine Fehlzündung. Mitgründer und Chef Samwer zeigte sich unbeirrt. "Unser Unternehmen ist nicht fokussiert auf den ersten Kurs, auch nicht auf den der ersten Woche oder der ersten Monate", erklärte er auf dem Börsenparkett, während die Aktie abtauchte. "Wir haben einen langfristigen Horizont - das hat uns in der Vergangenheit Erfolg gebracht und das wird uns auch in der Zukunft Erfolg bringen." Unter dem Rocket-Dach sind Startups mit Schwerpunkt auf Online-Handel und Dienstleistungen gebündelt. In vielen Ländern, in denen sie tätig seien, sei das Internet noch kaum verbreitet. "Das heißt, das Wachstum kommt noch in der Zukunft."
Schon einen Tag vorher legte der Modehändler Zalando, bei dem die Samwer-Brüder ebenfalls Großaktionäre sind, einen schwachen Börsenstart hin. Auch zu den eingedampften Kursen liegt der Wert von Zalando immer noch in der Nähe von fünf Milliarden Euro und bei Rocket sind es fast sechs Milliarden Euro. Aber für Börsengänge, die im Vorfeld wochenlang als Meilensteine für die deutsche Internet-Wirtschaft zelebriert wurden, fiel der Start sehr ernüchternden aus. Statt sich zuzuprosten, suchten viele Gäste auf dem Parkett nach den Gründen für einen verpatzten Start. Was ist passiert?
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Vielleicht erwischten die beiden Unternehmen mit ihrem Doppelschlag an zwei Tagen in Folge die falsche Woche. Ebola-Panik, Konjunktursorgen: Man müsse die Großwetterlage auch berücksichtigen, sagte Aktienmarktanalyst Robert Halver von der Baader Bank. "Die Stimmung am Markt ist einfach schlechter geworden." Jetzt müsse sich erst einmal zeigen, wie sich das Geschäftsmodell entwickle, Internet-Unternehmen zu entwickeln. "Man sollte das Geld, das man jetzt eingenommen hat, ganz massiv dafür einsetzen, weitere Unternehmen an die Börse zu bringen."
Die beim Börsengang veröffentlichten ausführlichen Informationen über das Rocket-Geschäft offenbarten zugleich auch, dass alle großen Beteiligungen der Startup-Fabrik im vergangenen Jahr rote Zahlen schrieben. Vielleicht steckt dahinter ein potenzielles Online-Imperium mit vielen Zalandos – aber im Moment ist das eher ein Versprechen. DER AKTIONÄR sieht auch auf dem verbilligten Kursniveau keinen Handlungsbedarf bei den beiden Neuligen.
(Mit Material von dpa-AFX)