Der Schlagabtausch zwischen Wirecard und der Financial Times (FT) hält die Anleger bereits seit über einem Jahr in Schach. Nach wiederholten Zweifeln an seiner Bilanzführung hatte der Zahlungsabwickler die britische Zeitung wegen Manipulationsvorwürfen verklagt. Den ersten Verhandlungstermin hat Wirecard laut einem Medienberichten allerdings überraschend verschoben. Über die Hintergründe herrscht bislang Rätselraten.
Im Zusammenhang mit den wiederholten Negativ-Berichten der FT über die Bilanzierung des Zahlungsabwicklers hatte Wirecard im vergangenen März Klage gegen die Zeitung eingereicht (DER AKTIONÄR berichtete). Der Vorwurf: Mitarbeiter der FT sollen mit Leerverkäufern unter einer Decke stecken, die auf fallende Kurse der Wirecard-Aktie spekulieren.
Die entsprechende Klage sollte eigentlich am 27. Januar vor dem Landgericht München I verhandelt werden. Doch dazu kam es nicht. Laut einem Bericht der Welt am Sonntag hat Wirecard den Verhandlungstermin überraschend verschoben. „Den Termin für die mündliche Verhandlung hat die Vorsitzende Richterin auf Antrag der Klageseite abgesetzt“, bestätigte die Sprecherin des Gerichts gegenüber der Zeitung. Wann das Verfahren jetzt weitergeht, liegt in der Hand des Unternehmens.
Update: Wirecard veröffentlicht Statement
Was hinter der Entscheidung steckt und ob diese auf Betreiben des neuen Chefaufsehers Thomas Eichelmann gefällt wurde, dazu schweigt der Zahlungsabwickler bislang: „Zu laufenden Verfahren äußern wir uns nicht“, zitiert die Zeitung einen Sprecher des Unternehmens. Ob der DAX-Konzern einen Rückzieher macht oder lediglich auf die Ergebnisse der laufenden Bilanz-Sonderprüfung als mögliche Beweismittel in den Prozess warten will, bleibt somit unklar.
Wirecard hat am Montagvormittag ein Statement zu der Angelegenheit veröffentlicht. Mehr dazu lesen Sie hier.
Nachdem die Wirecard-Aktie am Freitag trotz guter vorläufiger Zahlen rund 3,5 Prozent schwächer aus dem Handel gegangen ist, deuten sich am Montag im vorbörslichen Handel weitere Verluste an. Bei Tradegate wird die Aktie am Morgen rund drei Prozent schwächer gehandelt.
Die Comeback-Wette bei Wirecard läuft dessen ungeachtet weiter – ist allerdings nichts für schwache Nerven.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien oder Derivate, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.