Wirecard hat für das abgelaufene Geschäftsjahr kräftige Zuwächse bei Umsatz und Ergebnis gemeldet. Nach anfänglichen Verlusten im vorbörslichen Handel ist die Aktie zwischenzeitlich ins Plus geklettert, findet am Vormittag aber keine klare Richtung. Das liegt vor allem an dem, was der DAX-Konzern am Freitag nicht gesagt hat.
Die Bilanz-Vorwürfe der Financial Times (FT) haben Wirecard und die Aktionäre im letzten Jahr in Schach gehalten und den Aktienkurs teils schwer belastet. Auf die operative Entwicklung hatte die Angelegenheit allerdings keine Auswirkungen, wie die vorläufigen Zahlen für 2019 jetzt belegen.
Demnach konnte der Zahlungsabwickler seinen Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr um satte 38 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro steigern. Analysten hatten durchschnittlich „nur“ mit einem Plus von 34 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro gerechnet.
Das operative Ergebnis (EBITDA) ist zwar um starke 40 Prozent auf 785 Millionen Euro gestiegen. Hier hatten die Analysten mit durchschnittlich 792,3 Millionen Euro allerdings einen Tick mehr erwartet.
Die Erstmeldung des AKTIONÄR zu den vorläufigen Zahlen finden Sie hier.
FT-Skandal drückt aufs Ergebnis
Den testierten Jahresbericht wird Wirecard am 8. April vorlegen. Doch bereits die vorläufigen Zahlen zeigen, dass die Auseinandersetzung mit den Bilanz-Vorwürfen von FT und Co viel Geld kostet. Denn bereinigt um Sonderaufwendungen für Prüfungs- und Beratungs- sowie Rechtsberatungsleistungen im vierten Quartal hätte das EBITDA bei 794 Millionen Euro gelegen – und damit über den Erwartungen der Analysten.
Finanzvorstand Alexander von Knoop äußert sich in der Pressemitteilung dennoch zufrieden mit der Entwicklung: „Die finanzielle Performance von Wirecard schließt nahtlos an die guten Ergebnisse der Vorjahre an. Zielgerichtete Investitionen mit stetem Blick auf ein aktives Kostenmanagement haben auch in 2019 zu einem herausragenden EBITDA geführt. Zudem erwarten wir einen starken Cash Flow.“
EBITDA-Prognose bestätigt, aber kein Wort zur Bilanzprüfung
Den Ausblick für das laufende Geschäftsjahr hat der Vorstand am Freitag bestätigt. Der DAX-Konzern strebt für 2020 bislang ein EBITDA im Bereich von 1,0 bis 1,12 Milliarden Euro an – hat seine Prognosen in den vergangenen Jahren aber regelmäßig nach oben angepasst.
Zum derzeit brisantesten Thema, der laufenden Bilanz-Sonderprüfung durch KPMG, hielt sich der Zahlungsabwickler am Freitag allerdings bedeckt – zum Leidwesen vieler Aktionäre: Nicht wenige hatten auf (positive) Äußerungen zum Stand der Dinge spekuliert. Stattdessen geht das Zittern vorerst weiter – Wirecard hat einen Abschluss der Untersuchung bis zum Ende des ersten Quartals in Aussicht gestellt.
Aktie reagiert volatil
In der ersten Reaktion auf die Zahlen ist die Wirecard-Aktie im vorbörslichen Handel kurzzeitig um bis zu vier Prozent eingeknickt. Bis zum Xetra-Handelsstart konnte sie die Verluste jedoch begrenzen und zwischenzeitlich sogar ins Plus klettern. Mit einem Minus von rund einem Prozent gehört sie am Vormittag allerdings wieder zu den größten DAX-Verlierern.
Diese Reaktion offenbart das Dilemma bei Wirecard: Die Bilanz-Vorwürfe schweben wie ein Damoklesschwert über dem Zahlungsabwickler und stellen die operativen Fortschritte noch immer in den Schatten.
Gelingt es dem Vorstand, die Zweifel auszuräumen, dürfte sich die Aufwärtsbewegung der vergangenen Wochen noch einmal deutlich beschleunigen – ein Szenario, auf das DER AKTIONÄR unter anderem im Aktien-Musterdepot setzt. Bis es soweit ist, brauchen die Anleger aber weiterhin Geduld und starke Nerven.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien oder Derivate, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.
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