Die Kreditkartenanbieter Visa und Mastercard überlegen sich laut Insidern ihre Geschäftsbeziehungen zu dem Zahlungsdienstleister Wirecard einzustellen. Der in den Milliardenskandal verstrickte Zahlungsdienstleister stellt für beide Kartengesellschaften offenbar ein hohes Risiko dar.
Die Konzerne erwägen, Wirecard die Möglichkeit zu entziehen, Zahlungen über ihre Netzwerke zu leiten, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstagabend unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen schrieb. Einige Wirecard-Kunden seien bereits kontaktiert worden, um sie auf diese Möglichkeit vorzubereiten. Update im letzten Absatz!
Indes werden mehr und mehr Verbraucher im deutschsprachigen Raum auf die Wirecard-Probleme aufmerksam. Die dauernde Präsenz in den Tagesmedien und die schier unvorstellbare Größe des Betrugs hat die breite Öffentlichkeit getroffen. Die Kunden fragen sich oftmals, ob das Bezahlen beim täglichen Einkauf noch „stabil“ abgewickelt werden kann, wenn Wirecard involviert ist bzw. Wirecard-Technik im Hintergrund zum Einsatz kommt.
Der Zahlungsdienstleister hatte in den vergangenen zweieinhalb Jahren einen deutlichen Anstieg der neuen Vertragspartner und die Liste der Referenzkunden erweitert. Diese kamen aus dem Bereich Handel, der Airlines, Reiseunternehmen, Fahrdienste, Versicherungsbranche und Finanzdienstleistungen. Die Zahl derer, die in Zukunft auf Wirecard verzichten und andere Zahlungsdienstleister nutzen, dürfte täglich zunehmen.
Wie die ALDI SÜD aufgrund der Nachfrage des AKTIONÄR bekanntgab, habe man Geschäftsverbindungen zur Wirecard Bank, nicht mit dem Bezahldienst von Wirecard. Die Gruppe erklärte: „Die Zusammenarbeit mit der Bank beschränkt sich auf die Abwicklung von Kreditkartenzahlungen und auf das Geschäft mit der ALDI Geschenkkarte. Für unsere Kunden ergeben sich bisher in beiden Bereichen keinerlei Veränderungen".
So könnten die Kunden weiter bei ALDI SÜD mit ihren Kreditkarten zahlen und ebenso ihre ALDI Geschenkkarten einlösen, die Guthaben auf den Karten seien gedeckt, teilte die Unternehmensgruppe mit.
Update: Die britische Finanzaufsicht FCA hat am Freitag der Wirecard-Tochter Wirecard Card Solutions die Geschäftstätigkeit untersagt. Damit reagiert die Finanzbehörde in Markt- und Konsumentenbelangen auf den Insolvenzantrag der Aschheimer Muttergesellschaft und den Betrugsskandal.
Die Regulierer wiesen an, dass der Zahlungsabwickler keine Vermögenswerte veräußern darf und auch Disclaimer platzieren muss, die den Verbrauchern mitteilen, dass es ihr nicht mehr gestattet ist, Geschäfte durchzuführen.