Im Rahmen der 9-Monats-Bilanz hat sich Wirecard am Mittwoch auch zur laufenden Sonderprüfung durch KPMG geäußert. Diese soll die Bilanz-Vorwürfe der Financial Times ein für alle Mal entkräften. Doch bis Ergebnisse vorliegen, müssen sich die Anleger noch einige Zeit gedulden.
Laut der Quartalsmitteilung und den Aussagen des Vorstands bei der anschließenden Analystenkonferenz sollen die Ergebnisse der Untersuchung gegen Ende des ersten Quartals – also Ende März 2020 – vorliegen.
„Der Untersuchungsumfang umfasst neben den Vorwürfen der ‚Financial Times‘ u.a. auch die behaupteten Sachverhalte des Geschäfts mit Acquiring-Partnern (Drittgeschäft) sowie das Geschäftsfeld ‚Merchant Cash Advance‘“, heißt es dazu im Quartalsbericht.
Das Management glaube, dass die Prüfung das Thema „wirklich zu einem Ende bringt“, so Braun am Mittwoch. Er geht fest davon aus, dass die Sonderprüfung die Korrektheit aller in den Unternehmensberichten von 2016 bis 2018 verbuchten Kundenbeziehungen und die Umsatzerfassung belegt.
Leerverkäufer rüsten auf
Zahlreiche Investoren gehen aber davon aus, dass es für die Wirecard-Aktie zunächst noch weiter bergab geht – etwa im Zuge weiterer Negativ-Schlagzeilen über den Zahlungsabwickler.
Darauf deutet jedenfalls der rasante Anstieg der Short-Quote bei Wirecard in den vergangenen Wochen hin. Diese sei in den vier Wochen zum 1. November um beachtliche 169 Prozent auf 15,8 Prozent gestiegen, meldete die Börsenzeitung am Dienstag unter Verweis auf Daten von IHS Markit.
Absturz oder Short-Squeeze?
Die Angst vor weiteren Angriffen der Financial Times treibt nicht nur die Short-Quote in die Höhe, sondern steht auch einer weiteren Erholung des Kurses bislang im Weg. Nach spürbaren Gewinnen zu Wochenbeginn ist die Aktie am Mittwoch trotz guter Quartalszahlen und überwiegend positiver Analystenkommentare erneut ins Minus gerutscht und bleibt auch am Donnerstag unter Druck.
Andererseits: Sollte der Aktie dennoch eine spürbare Erholung gelingen, dürften einige Leerverkäufer schnell kalte Füße bekommen – und ein möglicher Short-Squeeze könnte die Aufwärtsbewegung zusätzlich befeuern.
Aktuell sind bei Wirecard viele Fragen offen. Die laufende Bilanz-Sonderprüfung durch KPMG ist nach Einschätzung des AKTIONÄR daher ein guter Weg, um im Idealfall die wiederkehrenden Zweifel entkräften und in Zukunft vor weiteren Angriffen schützen. Bis die Ergebnisse vorliegen, bleibt die Wirecard-Aktie allerdings ein heißes Eisen.
Mit Material von dpa-AFX.
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