Die Aktie von Wirecard startet am Montagmorgen mit einem Kursplus von fast drei Prozent als größter DAX-Gewinner in die neue Woche. Der unverhoffte Wechsel des Aufsichtsratschefs am Wochenende kommt bei Anlegern bislang gut an. Und auch der erste Analyst hat sich bereits zu Wort gemeldet.
Wirecard hat am späten Freitagabend überraschend den Rücktritt des Aufsichtsratsvorsitzenden Wulf Matthias verkündet. Der 75-Jährige habe sich entschieden, den Vorsitz mit sofortiger Wirkung abzugeben „und damit einen Generationenwechsel einzuleiten“. Nachfolger an der Spitze des Kontrollgremiums wird Thomas Eichelmann, der erst seit Mitte 2019 im Aufsichtsrat des Zahlungsabwicklers sitzt und derzeit den Prüfungsausschuss leitet (DER AKTIONÄR berichtete).
Auch wenn der Zeitpunkt der Mitteilung am Freitagabend um 23:48 Uhr beinahe genauso überraschend ist wie deren Inhalt, kommt der Wechsel an der Börse gut an. Im vorbörslichen Handel ging es am Montagfrüh um zwei Prozent aufwärts, im Laufe des Vormittags stieg das Plus auf bis zu drei Prozent. Der neue Chefkontrolleur dürfte Vorstandschef und Großaktionär Markus Braun Paroli bieten, kommentierte ein Händler.
Eichelmann sei nicht Brauns Wunschkandidat gewesen, meldet das Handelsblatt und beruft sich dabei auf Unternehmenskreise. Doch genau das könnte den Ausschlag für dessen Berufung gegeben haben. An bisheriger Besetzung und Arbeit des Kontrollgremiums hatte sich in der Vergangenheit immer wieder Kritik entzündet – zuletzt auch im Zusammenhang mit den Bilanzvorwürfen der Financial Times.
Kursziel steigt auf 210 Euro
In einer ersten Reaktion hat sich bereits die Investmentbank HSBC zu der Personalentscheidung geäußert. Analyst Antonin Baudry hat das „Buy“-Rating für die Wirecard-Aktie bestätigt und das Kursziel von 190 auf 210 Euro erhöht. Ausgehend vom derzeitigen Kursniveau signalisiert er damit rund 85 Prozent Aufwärtspotenzial.
Auch DER AKTIONÄR hält eine Erholungsrallye bei der Wirecard-Aktie für überfällig und hatte die Aktie bereits im April 2019 zu 107,30 Euro als spekulative Position wieder ins Aktien-Musterdepot aufgenommen. Damit die Wette aufgehen kann, ist jedoch ein positiver Ausgang der laufenden Bilanz-Sonderprüfung und der Ermittlungen in Singapur nötig. Die Aktie ist und bleibt daher nichts für schwache Nerven.
Mit Material von dpa-AFX.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien oder Derivate, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.