+++ Auf diese Aktien setzt die Redaktion für 2025 +++

Wirecard: Paukenschlag am Wochenende

Wirecard: Paukenschlag am Wochenende
Wirecard -%
DER AKTIONÄR 11.01.2020 DER AKTIONÄR

Das könnte Kritikern ein wenig Wind aus den Segeln nehmen. In der Nacht zum Samstag hat der Zahlungsdienstleister Wirecard eine wichtige Personalie bekannt gegeben. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats des DAX-Konzerns tritt mit sofortiger Wirkung zurück. Dem Aktienkurs könnte das am Montag gut tun.

Der Zahlungsdienstleister Wirecard beginnt das neue Jahr mit einem personellen Paukenschlag. Der Aufsichtsratsvorsitzende Wulf Matthias habe sein Amt mit sofortiger Wirkung abgegeben, teilte das Unternehmen mit (hier die DGAP-Eilmeldung). Der bisherige Leiter des Prüfungsausschusses Thomas Eichelmann werde das Gremium nun leiten.

Matthias solle derweil noch bis zum Ende seiner Amtszeit im Sommer 2021 dem Aufsichtsrat als gewöhnliches Mitglied angehören, hieß es weiter. Begründet wurde das Vorgehen mit dem Wunsch des 75-jährigen Matthias, einen Generationenwechsel einzuleiten.

Wirecard steht seit geraumer Zeit unter Beschuss, vor allem die britische Financial Times (FT) veröffentlicht rund um das Unternehmen aus Aschheim bei München seit längerem kritische Berichte. Ende Januar 2019 sorgte dann ein Artikel über Unregelmäßigkeiten und möglichen Scheinbuchungen in der Singapur-Niederlassung von Wirecard dafür, dass der Aktienkurs binnen weniger Tage um fast die Hälfte abstürzte. Im Februar wurde bei 86 Euro ein Tiefkurs markiert.

Wirecard (WKN: 747206)

Immer wieder gab es dann Forderungen nach einem Wechsel an der Spitze des Aufsichtsrats und nach mehr Professionalität im Management. Auch die Öffentlichkeitsarbeit des Konzerns wurde massiv kritisiert. Der Wechsel im Aufsichtsrat kommt nun aber doch überraschend. Derzeit läuft noch die erneute Prüfung der jüngsten Vorwürfe durch KPMG. Zum Jahresanfang hatte Wirecard-Chef Markus Braun allerdings angedeutet, dass die Ergebnisse "schneller als erwartet"  vorliegen könnten.

Wirecard hatte nach neuerlichen Vorwürfen in der FT zu angeblichen Scheinbuchungen bei Töchtern in Dubai und Irland eine Sonderprüfung der Bilanzen durch KPMG eingeleitet - neben dem regulären Wirtschaftsprüfer EY. Laut Finanzchef Alexander von Knoop dauert die Sonderprüfung bis voraussichtlich Ende des ersten Quartals 2020, schreibt dpa-AFX. Danach sollen die Ergebnisse in einem Bericht veröffentlicht werden.

UBS-Analyst Hannes Leitner erwartet, dass Wirecard bereits Ende Januar vorläufige Geschäftszahlen für das abgelaufene Jahr präsentieren könnte. Das habe der Konzern auch in den vergangenen Jahren so gehalten. Dann werde sich zeigen, ob der Zahlungsabwickler das angestrebte operative Ergebnis (EBITDA) im Bereich von 765 bis 815 Millionen Euro für das Gesamtjahr 2019 erreicht hat.

Pikantes Detail: Der neue Aufsichtsratschef Thomas Eichelmann ist für die Begleitung der KPMG-Prüfung verantwortlich. Der erfahrene 54-jährige Manager war früher unter anderem von 2007 bis 2009 Chief Financial Officer bei der Deutschen Börse AG und zudem Personal-Vorstand.

Am Freitag-Abend hat zudem der Spiegel einen Wirecard-kritischen Artikel (gebührenpflichtig) veröffentlicht, wonach ein weiteres Kapitel in der Causa Wirecard eröffnet werden könnte. Der deutsche Journalist Michael Hedtstück hat offenbar Strafanzeige erstattet, wegen des Verdachts auf illegale Beschattung und Observierung seiner Person. In einem ominösen Dokument werde der implizite Vorwurf erhoben, er habe sich daran beteiligt, den Kurs von Wirecard zu manipulieren. Das bezeichnet Hedtstück jedoch als absurd.

Der personelle Paukenschlag dürfte Wirecard-Kritikern Wind aus den Segeln nehmen und an der Börse entsprechend Kurssteigerungen auslösen. Nicht vergessen werden dürfen jedoch die vielen Leerverkäufer, die weiter auf fallende Wirecard-Notierungen setzen. DER AKTIONÄR rechnet mit anhaltend hoher Aktivität auf der Long- und Short-Seite. Die Wette auf ein mögliches Comeback sollten daher nur Mutige eingehen.

Mehr zur Aktie von Wirecard und weiteren Comeback-Kandidaten lesen Sie in der neuen AKTIONÄR-Ausgabe (03/2020).

Hier geht's zum E-Paper der aktuellen Ausgabe

Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien oder Derivate, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.

Behandelte Werte

Name Wert Veränderung
Heute in %
Wirecard - €

Aktuelle Ausgabe

Gesucht wird die neue Nvidia, Palantir oder Coinbase – das sind die großen AKTIONÄR-Favoriten für 2025

20.12.2024 Nr. 52/24 + 01/25 7,80 €
Paypal Sofortkauf Im Shop kaufen Sie erhalten einen Download-Link per E-Mail. Außerdem können Sie gekaufte E-Paper in Ihrem Konto herunterladen.

Buchtipp: Die Geschichte der Spekulationsblasen

Eigentlich sind wir alle ziemlich schlau. Nur das mit dem Geld klappt nicht so recht … und manchmal geht es sogar richtig schief. Doch warum nur? Mit „Die Geschichte der Spekulationsblasen“ macht sich John Kenneth Galbraith, einer der ganz großen Ökonomen des 20. Jahrhunderts, auf die Suche nach der Antwort. Und er sucht an den richtigen Stellen – den Finanz­katas­trophen der letzten vier Jahrhunderte: der Tulpenmanie des 17. Jahrhunderts, der Südseeblase im 18. Jahrhundert, den Hochrisiko-Anleihen im 20. Jahrhundert. Mit Geist und Witz erklärt Gal­braith die psychologischen Mechanismen hinter diesen Blasen … damit der Leser sie durchschaut und sich dagegen wappnen kann. Dieses Meisterwerk zum Thema Finanzpsychologie war vergriffen und wird nun im Börsenbuchverlag wieder aufgelegt.

Die Geschichte der Spekulationsblasen

Autoren: Galbraith, John Kenneth
Seitenanzahl: 128
Erscheinungstermin: 19.03.2020
Format: Hardcover
ISBN: 978-3-86470-677-6

Jetzt sichern Jetzt sichern