Wirecard muss transparenter werden, um die Anwesenheit im DAX zu rechtfertigen – das jedenfalls fordert die Financial Times (FT). Andernfalls entstehe der Verdacht, der Zahlungsabwickler wolle frühere Kunden aus seiner weniger glamourösen Vergangenheit verschleiern. Das bietet auch Kritikern und Shortsellern Angriffsfläche.
Dass Wirecard in frühen Tagen vor allem Zahlungen für die Glückspiel- und Pornoindustrie abgewickelt hat, ist längst bekannt und schockt heute niemanden mehr. 20 Jahre später ist das Unternehmen im deutschen Leitindex DAX angekommen und gilt als neuer Anleger- und Analysten-Liebling – doch die Verschwiegenheit der Vergangenheit hat das Unternehmen bis heute nicht wirklich abgelegt.
So fänden sich beispielsweise im aktuellen Q3-Bericht zwar sämtliche Angaben zum durchaus beeindruckenden Anstieg von Umsatz, Ergebnis und Transaktionsvolumen, darüber hinaus gebe sich das Management aber zugeknöpft, kritisiert die Financial Times in einem Meinungsartikel. Konkrete Angaben zur regionalen Verteilung der Kunden oder zur Herkunft des Transaktionsvolumens von zuletzt rund 90 Milliarden Euro suche man beispielsweise vergeblich. Hier müsse der DAX-Neuling dringend nachbessern.
Im Visier von Shorties
Durch mangelnde Transparenz bietet Wirecard auch Shortsellern große Angriffsfläche. Schon mehrfach ist das Unternehmen Opfer solcher Attacken geworden, bei denen die Bilanzierung und das Geschäftsmodell in Zweifel gezogen wurden – zuletzt im Januar 2018. Kurz vor dem DAX-Einzug im September haben bloße Gerüchte über eine möglicherweise bevorstehende Shortattacke den Kurs spürbar einknicken lassen. Bisher hat Wirecard die Vorwürfe stets als unbegründet abwehren können. Auch die Kursentwicklung der Aktie hat keinen nachhaltigen Schaden genommen.
An der Seitenlinie
Unterstützt von News über eine Ausweitung der Partnerschaft mit Mastercard kann die Aktie am Freitag moderat zulegen. Auf Wochensicht steht aber dennoch ein dickes Minus zu Buche, nachdem die Anleger am Mittwoch trotz Prognose-Erhöhung enttäuscht auf die Q3-Bilanz reagiert haben. DER AKTIONÄR bliebt bei der Empfehlung, vor einem (Wieder-) Einstieg die weitere Entwicklung abzuwarten.