Wegen anhaltender Bilanz-Zweifel und heftigen Kursverlusten der Aktie steht Wirecard-Chef Markus Braun in der Kritik. Einige Großaktionäre forderten sogar seinen Rücktritt. Das lehnt Aufsichtsratschef Thomas Eichelmann bislang ab, doch für Braun könnte zum Jahresende trotzdem Schluss sein.
Im Dezember läuft der Vertag des Vorstandsvorsitzenden aus. Ob er einen neuen bekommt und im Amt bleiben kann, hänge unter anderem von zwei Bedingungen ab: Das Unternehmen braucht das uneingeschränkte Testat der Wirtschaftsprüfer von EY für seinen Jahresabschluss 2019 und darf sich keinen Ärger mit der Finanzaufsicht BaFin einhandeln. Das berichtet das Manager Magazin am Dienstag und beruft sich dabei auf informierte Kreise.
Demnach werde Chefaufseher Thomas Eichelmann Brauns Vertrag erst dann verlängern, wenn beide Bedingungen erfüllt sind. Parallel werde „mit Hochdruck an einer Nachfolgelösung“ gearbeitet, heißt es in dem Bericht weiter.
Showdown am 18. Juni?
Etwas Banales wie der Jahresabschluss entwickelt sich bei Wirecard zum Krimi: Erst am späten Montagabend hatte der DAX-Konzern die Veröffentlichung zum dritten Mal verschoben und damit zunächst für neue Unsicherheit unter den Aktionären gesorgt (DER AKTIONÄR berichtete). Dass nun offenbar auch die Zukunft des langjährigen Unternehmenschefs davon abhängt, verleiht dem Dokument zusätzliche Brisanz.
Die Wirecard-Aktie konnte ihre anfänglichen Verluste vom Dienstagmorgen im Laufe des Tages auf rund zwei Prozent eingrenzen. Angesichts vieler offener Fragen und der anhaltenden Führungsdebatte bleibt die Unsicherheit jedoch groß – und damit auch das Risiko weiterer Rückschläge.