Wirecard hat turbulente Tage hinter sich: Nachdem der Bericht zur Bilanzsonderprüfung nicht die erhoffte Klarheit gebracht hat, ist der Kurs zeitweise bis in den Bereich von 80 Euro gefallen. Große und kleine Aktionäre ziehen sich zurück und fordern teils drastische Konsequenzen, Analysten streichen ihre Empfehlungen zusammen. Die Experten der Baader Bank bringt all das aber nicht aus der Ruhe.
Am Donnerstag hat Knut Woller von der Baader Bank seine Kaufempfehlung für die Wirecard-Aktie mit einem Kursziel von 240 Euro bestätigt. Damit traut er ihr rund 180 Prozent Kurspotenzial zu. Ausgehend vom gestrigen Tagestief bei rund 80 Euro wäre es sogar eine Verdreifachung.
Der Bericht der Sonderermittler von KPMG habe nicht die erhoffte Klarheit gebracht, so der Analyst. Doch es sei immerhin positiv, dass es keinen Beweis für die Vorwürfe gegeben habe. Aber selbst im Worst-Case-Szenario – unter der Annahme, dass die fraglichen Geschäfte in der Bilanz nichts wert seien – kommt der Experte nach eigenen Angaben zu seinem fairen Wert für die Aktie.
Analysten und Aktionäre rudern zurück
Mit seiner bullishen Haltung gehört Woller inzwischen allerdings zur Minderheit: Zahlreiche Analysten haben ihre Kaufempfehlungen für die Wirecard-Aktie gestrichen und die Kursziele gesenkt. Für den einstigen Analystenliebling gibt es nach Daten von Bloomberg inzwischen mehr Halte- und Verkaufsempfehlungen als „Buy“-Ratings. Angesichts der jüngsten Entwicklungen haben einige Institute die Bewertung für die Aktie ausgesetzt (DER AKTIONÄR berichtete).
Auch bei den Investoren schwindet die Zuversicht: Nach der Fondsgesellschaft Union Investment haben der Vermögensverwalter DWS und die Investmentgesellschaft Artisan Partners nun ebenfalls ihre Beteiligungen gesenkt. Das geht aus aktuellen Stimmrechtsmitteilungen hervor. Die Großaktionäre Union Investment und Deka haben zudem öffentlich Konsequenzen für das Top-Management von Wirecard gefordert.
Aktie reif für eine Gegenbewegung
Nach dem Rückfall in Richtung der 80-Euro-Marke drehte die Wirecard-Aktie am Donnerstag ins Plus und ging letztlich rund 2,4 Prozent fester aus dem Handel. Am Freitagmorgen sieht es zunächst nach einer Fortsetzung dieser Erholung aus.
Kurzfristig könnte sich die technische Gegenbewegung nach dem Abverkauf sogar noch beschleunigen. Auf mittlere und lange Sicht bleibt die Unsicherheit jedoch groß, weshalb aktuell höchstens Trader aktiv werden sollten.
Mehr zur Aktie von Wirecard lesen Sie auch in der aktuellen Ausgabe von DER AKTIONÄR (20/2020).