Zwei Jahre lang konnten keine Flugzeuge, Hubschrauber, Kampfjets oder militärische Drohnen live betrachtet oder geordert werden. Die großen Luftfahrtmessen bei London und Paris fielen Corona zum Opfer. Deshalb lechzt die Luftfahrt-Branche geradezu nach der Dubai AirShow, die noch bis Donnerstag läuft. Und nach Aufträgen. Der Start war für Airbus bereits überaus erfolgreich.
Der Flugzeugbauer Airbus hat auf der Luftfahrtmesse in Dubai den größten Auftrag seit Beginn der Corona-Pandemie erhalten. Zum Start der Messe am Sonntag bestellte das US-Unternehmen Indigo Partners für seine Billigflug-Beteiligungen Wizz Air (Ungarn), Frontier (USA), Volaris (Mexiko) und Jetsmart (Chile/Argentinien) insgesamt 255 Airbus-Jets aus der A321neo-Reihe. Darunter sind 29 Exemplare in der neuen Langstreckenversion A321XLR, die erst Mitte des Jahrzehnts ausgeliefert werden.
Außerdem kündigte der Flugzeug-Finanzierer Air Lease Corporation (ALC) den Kauf von 111 Maschinen an – darunter die neue Frachtversion des Airbus-Großraumjets A350.
Darüberhinaus können sich die Europäer noch über einen netten Militär-Auftrag aus den Emiraten freuen: United Arab Emirates Air Force hat den bisherigen Auftrag von zwei Airbus A330 Multirole Tanker Transport (MRTT) auf nun fünf der Tankflugzeuge aufgestockt.
An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Die Airbus-Aktie legt am Montag zeitweise um mehr als drei Prozent zu und gehört damit zu den stärksten Titeln im DAX. Im bisherigen Jahresverlauf hat das Papier rund 28 Prozent gewonnen. Das Rekordhoch von 139,40 Euro vom Januar 2020 ist aber immer noch ein gutes Stück entfernt. Die Schweizer Bank Credit Suisse ist zuversichtlich, dass Airbus seinen Weg aufwärts fortsetzt. Die Einstufung für Airbus wurde heute mit 'Outperform' und einem Kursziel von 139 Euro bestätigt.
Die Bestellungen sind ein deutliches Signal der Erholung in der Luftfahrtbranche fast zwei Jahre nach Ausbruch der Pandemie. Den Wert der Großaufträge bezifferte Airbus nicht. Laut der letzten veröffentlichten Preisliste von 2018 hätte die Bestellung von Indigo Partners einen Gesamtwert von etwa 33 Milliarden US-Dollar (28,8 Mrd Euro). Allerdings dürfte die Langstreckenversion A321XLR teurer sein als der normale Mittelstreckenjet A321neo. Andererseits sind gerade bei großen Bestellungen hohe Rabatte üblich.
Die Fluggesellschaften Wizz Air, Frontier, Volaris und Jetsmart hätten "in den letzten Monaten schnell und entschlossen gehandelt, um sich für diese wegweisende Bestellung zu positionieren", sagte Airbus-Verkaufschef Christian Scherer. Der US-amerikanische Finanzinvestor Indigo Partners - der nichts mit der indischen Fluglinie Indigo zu tun hat - hat sich auf Beteiligungen an Billigfluggesellschaften spezialisiert.
Die ungarische Wizz Air rüstet sich mit der Bestellung für den weiteren Ausbau ihres Geschäfts – und dies auch auf der Langstrecke. Denn von den 255 Flugzeugen aus der Großbestellung soll mit 102 Exemplaren der größte Anteil bei Wizz Air zum Einsatz kommen. Bei 27 dieser Maschinen handelt es sich um die Langstreckenversion A321XLR, deren Bau Airbus erst 2019 angekündigt hatte. Wizz Air hat nun zusammen mit einem früheren Auftrag insgesamt 47 Exemplare der 'XLR' bestellt.
Airbus erhofft sich von der Dubai AirShow trotz coronabedingt angespannter Finanzlage vieler potenzieller Kunden noch weitere lukrative Aufträge. Gerade in Dubai lässt man sich den Auftritt einiges kosten. Zum Start der Luftfahrt-Messe wurde der Burj Khalifa von Airbus eindrucksvoll illuminiert.
Die Aktien von Boeing gewinnen im frühen US-Handel viereinhalb Prozent und sind damit der einsame Favorit im Dow. Große Deals konnte Boeing jedoch noch nicht vorweisen. Aber auf der Luftfahrtmesse in Dubai hat sich der Flugzeugbauer bereits optimistisch gezeigt, wichtige Aufträge vor allem aus China ergattern zu können.
Hoffnung legt Boeing insbesondere auf die neue 'Triple Seven'. Erstmals wird ein Flugzeug des neuen Langstrecken-Typs 777X der Öffentlichkeit präsentiert. Die Maschine ist die Nachfolgerin des Verkaufsschlagers 777 und soll rund zehn Prozent weniger Treibstoff verbrauchen. Boeing musste die Markteinführung mehrfach nach hinten verschieben, was den Konzern Milliarden kostet(e). Ende 2023 soll es nun soweit sein.
Chinas Luftfahrtaufsichtsbehörde hat durchblicken lassen, dass sie zufrieden mit den von Boeing vorgenommenen Änderungen an dem Mittelstrecken-Typ 737 Max ist – ein Zeichen, dass eine Aufhebung des mehr als zweijährigen Flugverbots am chinesischen Himmel näher rückt.
Eine Rückkehr in den größten Flugzeugmarkt der Welt wäre ein großer Segen für Boeing. Broker Jefferies hatte bereits im September angedeutet, dass eine Freigabe einen Anstieg des Boeing-Aktienkurses um fünf Prozent wert wäre.
DER AKTIONÄR ist optimistisch, dass Airbus noch weitere Großaufträge auf der Dubai AirShow einheimsen kann. Auch die Widerstandszone der Aktie bei 118 Euro sollte dann bald überwunden werden. Das Ziel dann: 140 Euro. Anleger halten ihre Airbus-Papiere. An schwächeren Tagen lohnt auch eine kleinere Trading-Spekulation auf einen kommenden Bruch der Widerstandsmarke. Boeing-Papiere sind indes lediglich ein Beobachtungs-Posten.
(Mit Material von dpa-AFX)