An der Wall Street setzt sich der Abwärtstrend fort, wenn auch abgeschwächt. Belastend wirken US-Zölle, mögliche Gegenmaßnahmen der EU und Chinas sowie ein sprunghaft gestiegener Angstindex. Anleger hoffen auf Zinssenkungen, doch das Fed-Meeting heute Abend könnte neue Risiken offenbaren.
Die Wall Street bleibt im freien Fall. Auch zum Wochenauftakt dominieren rote Vorzeichen – mit neuen Tiefpunkten. Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 geben im frühen Handel um je rund vier Prozent nach. Der S&P 500 ist damit 20 Prozent unter seinem Februar-Hoch: ein klassischer Bärenmarkt.
Die Abwärtsbewegung der Vorwoche setzt sich fort. In nur drei Tagen summieren sich die Verluste beim S&P auf 13 Prozent – ein Einbruch wie zuletzt während der Finanzkrise 2008.
Auslöser bleibt die verschärfte Zollpolitik der US-Regierung. Seit Samstag gelten pauschale zehn Prozent Strafzölle auf Importe fast aller Handelspartner. Statt Gesprächen folgten am Wochenende neue Drohgebärden: „Manchmal muss man bittere Medizin nehmen, um etwas zu heilen“, sagte Trump. Ein Deal mit China? „Nur, wenn sie aufhören, uns auszurauben.“
Die Reaktionen sind heftig: China kontert mit 34 Prozent Zöllen auf alle US-Waren. Kanada und die EU bereiten Gegenzölle vor. Vietnam bot zwar Nullzölle an – für Handelsberater Navarro zu wenig: „Es geht um mehr als nur Tarife.“
Die Finanzmärkte reagieren geschockt. Hedgefonds liquidieren Positionen, um Margin Calls zu bedienen. Die Angst vor einem Selbstläufer wächst.
Angst vor Kettenreaktion
Der Volatilitätsindex VIX springt auf 50 – ein Extremwert, wie man ihn sonst nur in Bärenmärkten sieht. Anleger decken sich massenhaft mit Puts ein. „Margin Calls gehen gerade reihenweise raus“, warnt FWDBONDS-Chefökonom Chris Rupkey.
Die Angst greift über:
– Der Hang-Seng-Index verliert 13 Prozent – der größte Einbruch seit 1997.
– Der DAX rutscht zeitweise um zehn Prozent ab.
– Bitcoin fällt unter 77.000 Dollar.
– US-Rohöl notiert unter 60 Dollar – 4-Jahres-Tief.
Fed-Meeting um 17:30 Uhr – Hoffnung trifft Realität
Im Zentrum steht nun ein kurzfristig anberaumtes Fed-Meeting. Ein „Emergency Meeting“ wurde dementiert – doch Zeitpunkt und Timing schüren Spekulationen. Die Terminmärkte preisen inzwischen fünf Zinssenkungen 2025 ein. Doch Powell bleibt vorsichtig: Die zollbedingte Inflation sei ein ernstes Risiko.
Ein abrupter Kurswechsel wäre riskant: „Wenn Powell enttäuscht, kommt es zum nächsten Abverkauf“, warnt Morgan Stanley.
Die Märkte erleben ihren heftigsten Schock seit der Finanzkrise. Die neue Zollrunde droht eine globale Kettenreaktion auszulösen – politisch, wirtschaftlich, psychologisch. Ob die Fed heute den Schwenk wagt, bleibt offen. Die Börse steht am Scheideweg.