Am Dienstag nach Handelsschluss hat mit Wacker Chemie ein weiterer Vertreter des Chemie-Sektors eine Gewinnwarnung herausgegeben. Als Folge verlor das Papier am Mittwoch in der Spitze über vier Prozent. Die Verluste wurden zum Nachmittag jedoch aufgeholt, das Papier drehte zwischenzeitlich sogar ins Plus.
Dass sich die Aktie am Mittwoch trotz der Nachrichten sattelfest zeigt, dürfte wohl vor allem daran liegen, dass Anleger im Zuge der Gewinnwarnungen von BASF, Lanxess und Co. ähnliches auch bei Wacker erwartet haben.
Doch was hatte der Münchner Chemiekonzern am Vortag eigentlich gemeldet? Konkret erwartet das Management im laufenden Jahr einen Umsatz zwischen 6,5 und 6,8 statt bisher 7,0 bis 7,5 Milliarden Euro. Das Ebitda soll in einer Spanne von 0,8 bis eine Milliarde Euro liegen, nachdem im Vorfeld 1,1 bis 1,4 Milliarden Euro in Aussicht gestellt wurden. Diese Werte lägen unter dem Marktkonsens, so Wacker Chemie in der Mitteilung.
Als Gründe für die zurückgeschraubten Ziele führte Unternehmenslenker Christian Hartel unter anderem die anhaltend schwache Nachfrage der Kunden in zahlreichen Anwenderbranchen an. Der andauernde Lagerabbau auf Kundenseite belaste ebenso wie die im Jahresvergleich niedrigeren Preise der Produkte. Eine Erholung der Nachfrage blieb bisher aus. Die Schwäche dürfe sich laut Hartel auch im zweiten Halbjahr fortsetzen.
Sicher, die Gewinnwarnung dürfte Anleger wenig freuen. Mit Blick auf die Kursreaktion wurde diese aber wohl auch in diesem Umfang erwartet. Langfristig ist Wacker Chemie aber spannend. Der Konzern ist breit und mit dem Solarindustriegrundstoff Polysilizium auch in einem Trendsektor aufgestellt. Aktuell belastet allerdings das Umfeld, zudem ist die Aktie zuletzt besser gelaufen als der Sektor, weshalb sich eine Wette auf das Papier nur für risikobewusste Anleger mit Weitblick anbietet.