Volkswagen hat im zweiten Quartal angesichts der Probleme bei seinen größten Marken besser abgeschnitten als befürchtet. Das operative Ergebnis fiel zwar insgesamt nicht so deutlich wie erwartet, die Entwicklung bei den Massenmarken im Konzern kam bei Anlegern aber dennoch nicht gut an. Goldman-Sachs-Analyst George Galliers kritisierte vor allem die schwache Marge bei den Volumenmarken. Die DZ Bank sieht die Entwicklung weniger dramatisch und bleibt bei ihrer Kaufempfehlung für die VW-Aktie.
Volkswagen-Konzernchef Oliver Blume kündigte an, dass es nach den eingeleiteten Sparmaßnahmen bei Jobs und Werkskapazitäten jetzt um "Kosten, Kosten, Kosten" bei den Wolfsburgern gehe, und das nicht nur bei der renditeschwachen Kernmarke VW-Pkw.
„Es steht noch eine schwierige Zeit bevor. Die Star-Marke Porsche sieht Gegenwind in China und bei Elektroautos. Audi ist noch weit hinter seiner früheren Performance zurück und hat die vielen Vorstandswechsel in der Entwicklung noch nicht verdaut. Cariad sieht schwierig aus und wieso man auf ein Start-Up mit Rivian mit einer Milliarde Aktienkauf setzt ist schwer verständlich“, sagt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research in Bochum gegenüber dem AKTIONÄR.
Schwache Marge
Bei den Massenmarken der Markengruppe Core - sprich VW-Pkw, Seat/Cupra, Skoda und den leichten VW Nutzfahrzeugen (VWN) - hätten negative Preis- und Mixeffekte aber das operative Ergebnis deutlich unter die Erwartungen rutschen lassen, so Goldman-Sachs-Analyst George Galliers vor wenigen Tagen einer Studie.
DZ Bank rät zum Kauf
Am Dienstag hält die DZ Bank dagegen. Der VW-Konzern rechne weiterhin mit einer besseren Geschäftsentwicklung in der zweiten Jahreshälfte, heißt es von Analyst Michael Punzet. Zudem erhoffe sich das Unternehmen positive Effekte aus den eingeleiteten Maßnahmen zur Kostensenkung, auch wenn sich diese primär in den Folgejahren positiv auf die Margenentwicklung auswirken sollten. Der VW-Konzern dürfte in den kommenden Jahren von seinen Kooperationen bei den Themen E-Mobilität beziehungsweise Software profitieren. Auf Basis der aktuellen Annahmen nahm Analyst Punzet zwar das Kursziel für die VW-Aktie von 137 Euro auf 120 Euro zurück, bleibt aber aufgrund der günstigen Bewertung bei seiner Kaufempfehlung für die VW-Aktie.
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DER AKTIONÄR bleibt für VW zurückhaltend. Aktuell ist sicherlich viel Negatives im Kurs der VW-Aktie eingepreist. Dennoch: VW agiert längst nicht mehr aus einer Position der Stärke heraus. Die aktuellen Zahlen und die Marge bei VW-Pkw haben das untermauert. Allen voran im wichtigen Markt China sinkt der Marktanteil der Wolfsburger. Die chinesischen Hersteller punkten bei den Konsumenten dagegen mit erstklassiger Software und einem am Kunden orientierten Infotainment. VW liefert, was das betrifft, mit seinen ID-Modellen lediglich Standard. VW ist aktuell (noch) kein Kauf. Aus charttechnischer Sicht liegt die nächste starke Unterstützung aus dem März 2020 bei 87,50 Euro. Auf diesem Niveau können Anleger ein Kauflimit platzieren.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Volkswagen Vz..