Die Aktie von Volkswagen hat in den vergangenen Wochen wieder etwas zulegen können, nachdem es in den Vormonaten deutlich nach unten gegangen war. Am Freitag erhielt das Papier dabei auch Unterstützung von den Auslieferungszahlen vom Oktober. Zudem informierte der Konzern über den Stand des geplanten Sparprogramms.
Im Oktober lieferte der Konzern mit all seinen Marken 765.500 Fahrzeuge aus und damit 10,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie die Wolfsburger am Freitag mitteilten. In China, dem wichtigsten Einzelmarkt, gab es nach mehreren Monaten mit Rückgängen ein Plus von 5,1 Prozent auf 276.800 Fahrzeuge.
Bei Volkswagen haben am Freitag Vorstand und Aufsichtsrat über die Investitionsplanung der kommenden fünf Jahre beraten. Dabei habe der Vorstand den Aufsichtsrat auch über den Stand des geplanten Sparprogramms für die Kernmarke Volkswagen informiert, erklärte ein Sprecher nach der Sitzung auf Anfrage. Einzelheiten nannte er nicht.
Mit dem Effizienzprogramm will die Marke die Kosten bis 2026 um zehn Milliarden Euro senken. Über die Ausgestaltung wird seit Oktober mit dem Betriebsrat verhandelt. Als Sofortmaßnahme hatte VW Anfang November für die wichtigsten Standorte bereits einen Einstellungsstopp verhängt.
Kern der Planungsrunde, die alljährlich im November stattfindet, war die Festlegung der Investitionen und der Werksbelegung der nächsten fünf Jahre. Finanzvorstand Arno Antlitz hatte zuvor angekündigt, dass man bei den Investitionen 2024 und 2025 einen Höchststand erreichen werde. Danach sollen die Ausgaben für neue Modelle und Werke deutlich sinken.
Zudem informtierte der Konzern nach dem Inkrafttreten des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes Anfang des Jahres darüber, bei sich selbst bisher keine Menschenrechtsverletzungen festgestellt zu haben. "Im eigenen Geschäftsbereich gab es seit Inkrafttreten des Gesetzes keine Menschenrechtsverletzungen", sagte die Menschenrechtsbeauftragte des Konzerns, Kerstin Waltenberg, am Freitag anlässlich der Vorlage ihres ersten Jahresberichts. In der gesamten Lieferkette – also einschließlich aller Zulieferer – habe man dagegen "Risiken und auch konkrete Verdachtsfälle identifiziert". Hier gebe es noch "Verbesserungspotentiale".
Zu Jahresbeginn war das deutsche Lieferkettengesetz in Kraft getreten. Unternehmen mit mehr als 3.000 Beschäftigten haben die Pflicht, Sorgfalt für die Einhaltung von Menschenrechten bei der gesamten Produktion zu tragen und müssen darüber jährliche einen Bericht vorlegen. "Unser Bestreben ist es, das Gesetz in diesem Jahr zunächst bestmöglich umzusetzen", sagte Waltenberg. Im kommenden Jahr wolle man dann über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinausgehen.
Die Aktie von Volkswagen könnte nun kurzzeitig durchaus ihre jüngst gestartete Aufholjagd fortsetzen. Der nächste Widerstand ist jetzt die 90-Tage-Linie, die es zu knacken gilt. Bei knapp 120 Euro wartet dann die 200-Tage-Linie. Die langfristigen Aussichten bleiben jedoch bescheiden, der Autobauer hat zu viele Baustellen. Hier muss sich noch einiges tun. Anleger bleiben derzeit weiter an der Seitenlinie.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Volkswagen Vz.