Hohe Energie- und Rohstoffkosten sowie gesunkene Absatzpreise haben Verbio im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/23 stark belastet. An den gefallenen Preisen für Biodiesel dürfte das Unternehmen als Biokraftstoffhersteller auch im neuen Jahr weiter zu knabbern haben. Der Ausblick fiel gewohnt konservativ aus und sorgt am Markt für Kursverluste.
Vor allem die rückläufigen Biodieselpreise – unter anderem aufgrund gefälschter Kennzeichnung von Biodieselimporten aus China bei rollierenden Rohstoffbezügen – haben Verbio zuletzt kräftig zugesetzt. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) ist in den zwölf Monaten bis Ende Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um etwas mehr als die Hälfte auf rund 240 Millionen Euro eingebrochen. Damit fiel das operative Ergebnis am Ende zwar genauso hoch aus, wie das Unternehmen zuletzt mit der im April gesenkten Prognose in Aussicht gestellt hatte. Analysten hatten allerdings im Schnitt mit einem etwas besseren Ergebnis gerechnet.
Immerhin: Laut Branchenreports werden derzeit EU-weite und nationale Lösungen entwickelt, um gegen den Missbrauch von Kennzeichnungen und Zertifikaten vorzugehen. Schiebt die Politik tatsächlich einen Riegel vor die mutmaßlich falsch gekennzeichneten asiatischen Biodieselimporte, dürften sich die Biodieselpreise schnell erholen.
Vorstand Claus Sauter prognostiziert für das im Juli angelaufene Geschäftsjahr 2023/24 dennoch nur einen operativen Gewinn von 200 bis 250 Millionen Euro (Vorjahr: 240 Millionen Euro). Im Vorfeld hatten die Analysten hier im Schnitt einen Wert von 286 Millionen Euro erwartet.
Negativ stößt vielen Investoren zudem auch auf, dass Verbio wegen hoher Investitionen für die kommenden zwölf Monate einen klar negativen Barmittelfluss in Aussicht stellt. Dies mindert im Allgemeinen die Aussicht auf ordentliche Aktionärsrenditen.
Nach zwei Jahren mit fulminantem Kursanstieg ging es für die Aktie zuletzt nur noch abwärts. Im November 2022 war die Aktie zwar noch mal dicht an ihren bisherigen Rekord von 88,10 Euro aus dem April desselben Jahres herangekommen, hat seitdem aber bis heute rund zwei Drittel an Wert verloren. Allein im bisherigen Jahresverlauf liegt das Papier nun um rund 44 Prozent im Minus, womit es zu den größten SDAX-Verlierern zählt.
Die unter den Erwartungen zurückgebliebene Prognose ist ein gefundenes Fressen für die Shortseller, die traditionell recht aktiv sind bei der Verbio-Aktie. Spätestens im Bereich um 32 Euro sollte sich der Titel aber stabilisieren. Im weiteren Verlauf des Jahres ist eine Erhöhung der Planvorgaben nicht auszuschließen. Dieses Szenario wird von den Investoren derzeit noch ausgeblendet. Analysten dürften ihre Einschätzungen zwar überarbeiten, die Kursziele sollten dabei jedoch weiter deutlich über dem aktuellen Kursniveau liegen.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Aktien und Derivate von Verbio befinden sich in Real-Depots von DER AKTIONÄR.