Von den neun Analysten, die sich derzeit näher mit der Varta-Aktie beschäftigen, raten derzeit fünf zum Verkauf der Papiere. Florian Pfeilschifter von Stifel („Verkaufen“) hat das Kursziel zuletzt von 97 auf 76 Euro gesenkt. Damit unterbietet der Experte William Mackie von Kepler Cheuvreux, der sein Kursziel zuvor bereits von 96 auf 80 Euro gesenkt hatte. Das durchschnittliche Kursziel aller Experten ist nach der Prognosesenkung damit von 115 auf 100,89 Euro gefallen.
Die Wachstumsstory bei Varta hat zwar einen Dämpfer bekommen, ist allerdings weiter intakt. Der verzögerte Start von neuen Kundenprojekten im dritten Quartal führte zu einem verringerten Umsatzwachstum. Diese Projekte sind aber nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Im Bereich Coin-Power will Varta im kommenden Jahr zudem wieder wachsen und könnte mit weiteren Produktinnovationen punkten.
Ab dem Jahr 2024 will der Konzern dann mit seiner V4Drive-Hochleistungsbatterie in die Massenproduktion einsteigen. DER AKTIONÄR hat in der Vergangenheit stets darauf hingewiesen, dass es bei dem Einstieg in die E-Mobilität noch eine Weile braucht, bis nennenswerte Umsätze generiert werden können.
Das Potenzial ist groß: Im ersten Schritt könnten Kapazitäten von rund zwei GWh aufgebaut werden, die zu Umsätzen von bis zu 220 Millionen Euro führen dürften. Mittelfristig könnte ein Ausbau Richtung 20 GWh für Einnahmen von bis zu 2,2 Milliarden Euro sorgen. Nicht-Auto-Anwendungen wie Elektrowerkzeuge kommen hier noch oben drauf. Zum Vergleich: Im laufenden Jahr plant Varta im Gesamtkonzern mit Umsätzen in Höhe von 900 Millionen Euro.
In welchem Umfang Varta am Ende tatsächlich in die Produktion einsteigt, will Vorstand Herbert Schein je nach Kundennachfrage entscheiden. Sportwagenbauer Porsche dem Vernehmen nach bereits Interesse bekundet. Weitere Kunden und Partner dürften in den kommenden Monaten folgen.
DER AKTIONÄR hält an seiner grundlegend positiven Einschätzung fest. Die Fantasie ist da. Es braucht aber noch etwas Zeit, bis erste Erfolge im Zahlenwerk sichtbar werden und das Vertrauen der Investoren in die Wachstumsstory zurückkehrt. Anleger mit Weitblick können die viel zitierten schwachen Tage und mögliche dynamische Rücksetzer Richtung 100 Euro zum Auf- oder Ausbau einer Position nutzen.