Die Zahlenflut an der Wall Street geht weiter. Nachdem JPMorgan und Goldman Sachs am Dienstag den Startschuss gaben, haben am Mittwoch auch Bank of America, Citigroup und Wells Fargo ihre Bücher geöffnet. Sinkende Kosten für die Risikovorsorge ließen auch dort die Gewinne sprudeln.
Den Anfang machte am Dienstag Bank of America. Dank nachlassender Sorgen wegen möglicher Kreditausfälle konnte die zweitgrößte US-Bank weitere Kreditrückstellungen abbauen. In der Folge fiel der Quartalsgewinn mit 9,2 Milliarden US-Dollar (rund 7,8 Milliarden Euro) mehr als zweieinhalb Mal so hoch aus wie ein Jahr zuvor, wie die Bank am Mittwoch mitteilte. Damit übertraf sie klar die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten.
Allein im zweiten Quartal 2020 hatte die Bank 5,1 Milliarden Dollar in die Risikovorsorge für gefährdete Kredite gesteckt, was den Gewinn damals auf 3,5 Milliarden Dollar drückte. Anfang 2021 hatte sie bereits einen Teil dieser Rückstellungen aufgelöst. Im zweiten Jahresviertel trieb ein positiver Steuereffekt in Höhe von zwei Milliarden Dollar das Ergebnis zusätzlich nach oben.
Bei den Erträgen - also den gesamten Einnahmen - musste Bank of America hingegen einen Rückgang um vier Prozent auf 21,5 Milliarden Dollar hinnehmen. Der Zinsüberschuss sackte infolge der Niedrigzinsen sogar um sechs Prozent ab.
Citigroup: Fetter Gewinnsprung
Auch die Citigroup hat im zweiten Quartal wegen deutlich gesunkener Kapitalpuffer für ausfallbedrohte Kredite wieder deutlich besser verdient. Der Quartalsgewinn fiel mit 6,2 Milliarden Dollar (rund 5,2 Milliarden Euro) um ein Vielfaches höher aus als im Vorjahreszeitraum. Rückstellungen für ausfallgefährdete Darlehen hatten das Ergebnis in Q2 2020 auf 1,1 Milliarden Dollar gedrückt.
Wegen der wirtschaftlichen Erholung und guter Konjunkturaussichten fuhr die Citigroup die Risikovorsorge wieder herunter und löste im jüngsten Quartal Rückstellungen von 2,4 Milliarden Dollar auf. Das sorgte für einen positiven Bilanzeffekt und deutlich mehr Gewinn.
Das Tagesgeschäft lief indes nicht besonders rund. Insgesamt gingen die konzernweiten Erträge um zwölf Prozent auf 17,5 Milliarden Dollar zurück. Das Kreditkartengeschäft schwächelte weiter. Zudem belasteten niedrige Zinseinkünfte, ein Einbruch im Handelsgeschäft mit festverzinslichen Wertpapieren und steigende Ausgaben das Geldhaus.
Wells Fargo: Auch operativ stark
Wells Fargo hat neben der geringeren Risikovorsorge auch vom florierenden Investmentbanking profitiert. In den drei Monaten bis Ende Juni verdiente der Finanzkonzern 6,0 Milliarden Dollar (5,1 Milliarden Euro) – und damit rund 67 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Markterwartungen wurden übertroffen.
Im Gegensatz zu den Rivalen Bank of America und Citi konnte Wells Fargo auch operativ zulegen und die konzernweiten Erträge um rund elf Prozent auf 18,3 Milliarden Dollar steigern. Das lag an niedrigeren Kosten sowie am starken Investmentbanking, wo die Einnahmen nicht zuletzt wegen der vielen Börsengänge am US-Kapitalmarkt boomten.
Auch wenn die Milliardengewinne zu großen Teilen Sondereffekten zu verdanken sind, können die Papiere von Citi und Wells Fargo am Mittwoch teils deutlich zulegen. Bei Bank of America überwiegt indes die Enttäuschung über den Rückgang der Erträge. Die Aktie verliert mehr als drei Prozent.
Dank sprudelnder Gewinne durch den Abbau von Risikopuffern können sich die Aktionäre vieler US-Banken in den kommenden Monaten aber auf tendenziell steigende Dividenden freuen. Wer im Sektor investiert ist, kann daher dabeibleiben.
Mit Material von dpa-AFX.