Deutschland will in den kommenden Jahren aus der Kohlekraft aussteigen. Allerdings wird die Kohlekommission ihren Abschlussbericht erst im Februar vorstellen. Auch wenn der Exit dann konkreter wird, hat RWE keine Angst vor dem Termin. Denn so schlimm wie häufig dargestellt, dürfte das Kohleende für den DAX-Konzern gar nicht sein.
„Wir halten es für wahrscheinlich, dass die Abschaltung von Kohlekraftwerken mit einer Kapazität von sieben bis zehn Gigawatt bis Ende 2022 festgelegt werden wird“, schreibt Andrew Fisher von Berenberg laut Börsen Zeitung. Er nimmt dabei Bezug auf Aussagen von RWE-Finanzvorstand Markus Krebber auf der Pennyhill-Konferenz. Das gesamte Volumen setzt sich demnach aus drei Teilen zusammen: der Abschaltung alter Braunkohlekraftwerke, der Umrüstung einiger Steinkohlekraftwerke auf Gas sowie einer Auktion zur Schließung von Kraftwerken gegen Entschädigung. Spannend: RWE hat entsprechende Aussagen von Krebber inzwischen gegenüber Dow Jones Newswires dementiert.
Entschädigung wahrscheinlich
Vor allem letzteres ist interessant. Bereits unter dem früheren Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel wurde vereinbart, dass RWE und Co eine Entschädigung für die Abschaltung klimaschädlicher Kohlekraftwerke erhalten. Entsprechend wahrscheinlich ist es, dass diese Praxis auch bei den verbliebenen Kraftwerken angewandt wird. Auch die Politik hat dies in Aussicht gestellt, nicht einmal die Grünen stellen sich gegen den Plan.
Für RWE könnte das Spiel insgesamt sogar gut ausgehen. Die Entschädigungen könnten den Gewinnrückgang mehr als ausgleichen. Der Konzern hat auch diese Vermutung inzwischen zwar offiziell dementiert, die genauen Zahlen bleiben aber offen. Hinzu kommt, dass die Kapazitäten ohne Kohle deutlich geringer sein werden. Ansteigende Strompreise dürften die Folge sein und sich ebenfalls positiv für RWE auswirken.
Abstauberlimit
Der Kohleausstieg bleibt politisch, das Risiko für RWE damit hoch. Der Versorger ist aber für die neue Energiewelt inzwischen gut gerüstet. Zudem ist die Bewertung durchaus attraktiv. Anleger sollten im schwachen Marktumfeld aber nichts überstürzen und weiterhin das Kauflimit bei 18,10 Euro setzen.