Uniper bleibt auf dem Erholungskurs. Knapp acht Monate nach dem Beinahe-Zusammenbruch infolge der Gaskrise sieht sich der verstaatlichte Energiekonzern Uniper wieder gut aufgestellt für die Zukunft. "Durch unsere finanzielle Erholung haben wir uns wieder Spielraum für neues Wachstum und den Unternehmensumbau erarbeitet", betonte Uniper-Chef Michael Lewis.
Er kündigte einen schnelleren Umbau des Konzerns in Richtung Klimaneutralität an. "Bis 2040 beabsichtigt Uniper CO2-neutral zu sein, zehn Jahre früher als zuletzt geplant." Uniper bestätigte die vergangene Woche mitgeteilten Eckdaten zum ersten Halbjahr. Demnach lag der bereinigte Konzernüberschuss bei 2,5 Milliarden Euro. Im Vorjahreszeitraum hatte hier noch ein Verlust von 490 Millionen Euro zu Buche geschlagen.
Uniper profitierte nach eigenen Angaben vor allem von Absicherungsgeschäften im Bereich Stromerzeugung durch Kohle- und Gaskraftwerke sowie im Gashandel. Mit solchen Geschäften sichern sich Energieunternehmen gegen mögliche Preisschwankungen ab, in dem sie eingekaufte oder erzeugte Energie im Voraus verkaufen. Das Ergebnis beruhe zu einem großen Teil auf außergewöhnlichen Effekten und werde sich so in den nächsten Jahren vermutlich nicht wiederholen, sagte Finanzvorständin Jutta Dönges.
Für das Gesamtjahr erwartet Uniper einen bereinigten Konzernüberschuss in mittlerer einstelliger Milliardenhöhe. Das Krisenjahr 2022 war für den Konzern mit einem Verlust von 7,4 Milliarden Euro zu Ende gegangen.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) äußerte sich erfreut über die jüngsten Zahlen. Er sagte in Hamburg, je schneller Uniper aus den roten Zahlen rauskomme, umso besser sei es. Für die Bundesbeteiligung an Uniper sei das Finanzministerium zuständig, so Habeck. "Aber als Steuerzahler freue ich mich, wenn Uniper möglichst bald oder schneller als gedacht aus der roten Zone rauskommt."
Uniper ist unter anderem Deutschlands größter Gashändler. Beliefert werden mehr als 1000 Stadtwerke und große Industrieunternehmen. In Deutschland und vier weiteren europäischen Ländern betreibt das Unternehmen außerdem viele Kraftwerke, die Strom aus Gas, Kohle, Wasserkraft, Kernkraft und Öl erzeugen. Uniper ist daneben Deutschlands größter Erdgasspeicherbetreiber. Privatkunden beliefert Uniper außer bei Fernwärme nicht.
Mit dem heutigen Kursanstieg hat sich das Chartbild erneut aufgehellt. Auch die Perspektiven für im vergangenen Jahr noch stark von der Pleite gefährdeten Energieversorger werden wieder deutlich besser. Allerdings bleibt die sehr marktenge Aktie nach wie vor nur etwas für Zocker. Diese sollten ihre Spekulation mit einem Stoppkurs bei 4,70 Euro absichern.
Mit Material von dpa-AFX