Die Uniper-Aktie bleibt weiter fest in der Hand weniger Spekulanten. Neues Material für ihre Aktivitäten erhalten sie nun ausgerechnet vom Unternehmen selbst. Finanzchefin Jutta Dönges, die bereits in der Vergangenheit mit ihren Äußerungen für Furore gesorgt hat, hat der Börsen-Zeitung ein ausführliches Interview gegeben. Darin stellt sie etwas interessantes in Aussicht.
Uniper, voriges Jahr vom deutschen Staat vor der Pleite gerettet, hat ein Problem. Aus Absicherungsgeschäften hat das Unternehmen einen Gewinn von etwa zwei Milliarden Euro erzielt. Doch einfach als Jahresüberschuss buchen – das geht nicht. Finanzchefin Jutta Dönges erklärt im Interview mit der Börsen-Zeitung von Mittwoch: "Der Gewinn aus den Absicherungsgeschäften ist nicht mit unserem Jahresergebnis zu verwechseln. Zur Verwendung des Gewinns aus den Absicherungsgeschäften befinden wir uns in Gesprächen mit dem Finanzministerium."
Wer gehofft hat, der Konzern würde den Gewinn einfach ausschütten, muss den Traum wohl aufgeben. "Für uns ist es ungleich schwerer, als es bei Lufthansa oder Tui war, das Geld zurückzuführen. Wir haben beispielsweise keine stillen Einlagen, die ein Unternehmen an den Kapitalgeber einfach wieder zurückzahlen kann", so Dönges.
Die Gespräche mit dem Bundesfinanzministerium dauern an. Aus den Aussagen von Dönges kann man schließen, dass sich die Finanzchefin intensive Gedanken zur Verwendung des Geldes gemacht hat und macht – und zwar einer Verwendung im Sinne des Unternehmens. "Natürlich wäre es schön, das Kapital in Projekte zu investieren, die eine Rendite erwirtschaften und damit allen Aktionären, also auch dem Bund zugutekommen."
Es ist vor allem eine Aussage im Gespräch, die Anleger wohlwollend zur Kenntnis nehmen werden. Bereits im Laufe der kommenden Wochen möchte Uniper sich zu den weiteren Aussichten äußern. Dönges dazu: "Wir werden uns noch in diesem Sommer zur neuen strategischen Ausrichtung äußern." Dann wird es insbesondere darauf ankommen, wie ein mögliches Exit-Szenario des Staates aussehen an.
Kapitalmarktfähigkeit fehlt derzeit
Aktuell wäre Uniper allein nicht kapitalmarktfähig. Denn dem Unternehmen fehlt ein Investment-Rating. Ein solches Rating ist aber zwingend erforderlich, um Kapital zu beschaffen. Ferner beschreibt Dönges, dass auch die Equity Story neu erzählt werden muss, um Uniper für Anleger attraktiv zu machen.
Die Aussagen von Finanzchefin Dönges unterstreichen, dass Uniper viel Energie darauf verwendet ein tragfähiges Zukunftskonzept zu erarbeiten. Man möchte den Bund als Aktionär am liebsten verabschieden und wieder selbst am Kapitalmarkt Aktivitäten entfalten. Der Streubesitz deutlich unter der Ein-Prozent-Marke sorgt bis dahin dafür, dass der Titel markteng bleibt und große Ausschläge eher die Regel sein werden, denn die Ausnahme. Entsprechende Vorsicht ist daher geboten.