Der Energieriese Adnoc würde gerne Covestro übernehmen. Dafür soll das Unternehmen kürzlich sein freundliches Übernahmeangebot auf etwa 57 Euro je Aktie angehoben haben. Ob dies dem Covestro-Vorstand reicht, der den zuvor nur etwas geringeren Preis als zu niedrig abgelehnt hat, ist noch unklar. Wäre auch ein anderes Szenario denkbar?
So könnte der Konzern aus den Vereinigten Arabischen Emiraten auch irgendwann eine "feindliche Übernahme" versuchen. Natürlich dürfte das Management von Adnoc zunächst weiter versuchen, den Covestro-Vorstand davon zu überzeugen, dass die Offerte durchaus fair ist. Einerseits klingt das Übernahmeangebot von Adnoc in der aktuell schwierigen konjunkturellen Phase durchaus attraktiv. Andererseits sind elf Milliarden Euro für einen top aufgestellten Chemieriesen mit solider Bilanz, der in guten Jahren auch schon bis zu zwei Milliarden Euro verdient hatte (2017 lag der Nettogewinn – bedingt durch einige positive Sondereffekte – bei 2,0 Milliarden Euro, 2018 bei 1,8 Milliarden und 2021 bei 1,6 Milliarden Euro), ein eher niedriger Preis.
Sollte es zu keiner Einigung auf Vorstandsebene kommen, Adnoc Covestro aber dennoch unbedingt schlucken wollen, wäre angesichts des hohen Streubesitzes bei Covestro theoretisch ein feindliches Übernahmeangebot möglich. Dann wäre spannend, wie die Covestro-Anteilseigner handeln würden. Doch wer wären dann die wichtigsten Akteure? Seit Bekanntwerden des Interesses von Adnoc hat die Bank of America immer wieder zugekauft und hielt zwischenzeitlich sogar 7,5 Prozent. Den Angaben von Blomberg zufolge verfügen zudem Barclays (5,20 Prozent), Blackrock (4,94 Prozent) und Vanguard (3,87 Prozent) über größere Beteiligungen am Leverkusener Chemiekonzern. Darüber hinaus kommen auch der Norwegische Staatsfonds, die Deutsche Bank oder die UBS allesamt auf rund drei Prozent. Sie alle dürften genau beobachten, was Adnoc bietet.
Die Covestro-Aktie bleibt derzeit ein heißes Eisen. Mutige können darauf setzen, dass der DAX-Titel den zuletzt starken Lauf fortsetzt. Der Stoppkurs sollte unverändert bei 36,00 Euro belassen werden.