Die TUI-Aktie kommt nicht vom Fleck. Nachdem sich das Papier des Touristik-Konzerns in den vergangenen Tagen immer mal wieder etwas von der 4-Euro-Marke entfernen konnte, geht der Kampf um diese psychologisch wichtige Marke in die nächste Runde. Ein Ausbruch nach oben dürfte zumindest heute nicht gelingen - der aktuelle Newsflow hat nicht die Substanz, um der Aktie einen Schub zu geben.
Der weltweit größte Reiseveranstalter will seine Kunden in der Corona-Krise mit einer kostenlosen Covid-Versicherung zum Reisen ermutigen. Das kündigte TUI-Deutschlandchef Marek Andryszak in einem Interview mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Freitagausgabe) an. Bereits am Dienstag hatte TUI-England britischen Urlaubern, die im Ausland positiv auf Coronaviren getestet werden, dasselbe Versprechen gegeben.
Das Angebot, für das Europas größter Reisekonzern mit der Axa-Versicherung zusammenarbeitet, gelte für alle Pauschalreisen in diesem Jahr, die ab diesem Sonnabend starteten. Wer im Urlaub Corona-Symptome habe, könnte virtuell einen deutschsprachigen Arzt kontaktieren und vor Ort einen Corona-Test machen. Die Versicherung übernehme die Kosten, wenn Reisende wegen Covid-19 und einer Quarantäne länger am Urlaubsort bleiben müssten.
Wie stark und ob Menschen dieses Angebot wahrnehmen, ist indes fraglich. Gesundheit hat im kollektiven Bewusstsein - trotz der vielzitierten Vollkasko-Mentalität der Deutschen - einen höheren Stellenwert als Geld. Dazu kommt, dass aktuell die Wahrscheinlichkeit einer zweiten Corona-Welle gestiegen ist. Erhöhte Fallzahlen in vielen Ländern rund um den Globus schüren diese Ängste – in Teilen der USA und in Israel sind sogar bereits verschärfte Schutz- und Lockdown-Maßnahmen eingeleitet worden.
So bleiben in den USA Kreuzfahrten, von inländischen Häfen aus, noch länger tabu: Die Gesundheitsbehörde CDC verlängerte ihre "No Sail Order" nun bis Ende September. Als Grund gibt die Behörde die beispiellose Art der Covid-19-Pandemie und das hohe Risiko von Virusausbrüchen auf Kreuzfahrten an. Ursprünglich hätte es Mitte September wieder losgehen sollen.
Für TUI sind das (weitere) schlechte Nachrichten. Die Hoffnung auf ein Comeback des Tourismus schwächt sich zusehends ab. Ob das Angebot, Reisenden im Falle einer Corona-Erkrankung die Kosten zu erstatten, in einem signifikanten Maße genutzt wird, bleibt abzuwarten. Anleger sollten sich angesichts der coronabedingten Risiken derzeit weder auf der Long- noch auf der Shortseite positionieren.
(Mit Material von dpa-AFX)